Lombardkredit – Darlehen gegen Pfand
Mit dem Lombardkredit stellen wir dir in diesem Artikel eine Form der Finanzierung vor, die von den Langobarden eingeführt wurde, einer Gemeinschaft, die im 6. Jahrhundert Italien eroberte und sich in der Lombardei niederließ.
Veröffentlicht am: 26.05.2021
Obwohl in der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt, kann ein Lombardkredit für diejenigen, die Zugang dazu haben, eine äußerst interessante Finanzierungsalternative darstellen.
Was ist ein Lombardkredit?
Beim Lombardkredit handelt es sich im Allgemeinen um eine Finanzierungsform, die durch liquide Anlagen besichert ist. Solche Sicherheiten sind oft Aktien, Anleihen, Edelmetalle, börsengehandelte Fonds und Lebensversicherungen, die sich bereits im Depot der kreditgebenden Bank befinden.
Lombardkredite sind Kredite mit kurzer oder mittlerer Laufzeit. Sowohl Kreditinstitute wie Banken oder Broker als auch Pfandhäuser bieten Lombardkredite an. Die Höhe des Kredits ist abhängig vom aktuellen Marktwert des hinterlegten Pfandes. Jedoch wird lediglich ein Teilwert dieses Marktwertes an den Kreditnehmer verliehen. In den meisten Fällen besteht darüber hinaus eine Beleihungsgrenze.
Nach § 488 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) ist der Kreditgeber berechtigt, das Pfand zu liquidieren, wenn der Kreditnehmer seinen Kreditpflichten nicht nachkommt. Für Kreditnehmer sind daher folgende Punkte wichtig:
Der Kredit muss samt Gebühren und Zinsen innerhalb der Tilgungsfrist zurückgezahlt werden.
Fristverlängerungen sind zwar möglich, hängen jedoch vom Kreditgeber, von den vereinbarten Konditionen und ggf. von anderen Vereinbarungen ab. Im Falle einer Fristverlängerung muss der Kreditnehmer mit zusätzlichen Zinsen rechnen.
Erfolgt die Rückzahlung nicht innerhalb der Tilgungsfrist, kann die kreditgebende Institution das Pfand liquidieren und den daraus erzielten Gewinn einbehalten.
Geschichte des Lombardkredits
Der Lombardkredit geht dem modernen Bankwesen voraus. Experten sind sich über das genaue Alter dieser Kreditform zwar noch uneinig aber er hat seine Wurzeln sicherlich in Norditalien, einer Region, die auch heute noch als Lombardei bekannt ist. Hier war es dem Franziskanerorden erlaubt, Lombardkredite zu vergeben und so die vom Vatikan auferlegten Beschränkungen für die Erhebung von Zinsen zu umgehen.
In den folgenden Jahrhunderten kamen aus der Lombardei stammende Goldschmiede, Bankiers, Geldverleiher und Pfandleiher in alle großen europäischen Städte. Sie errichteten ihre pfandhausähnlichen Institutionen, erweiterten das lombardische Kreditwesen und legten den Grundstein für das moderne Bankwesen. In vielen europäischen Großstädten wie London, Paris, Dublin und Hamburg tragen wichtige Straßen immer noch den Namen Lombard, um den Ort zu kennzeichnen, an dem sich diese frühen Finanzinstitute erstmals niederließen. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Jahrhunderte alte Praxis auch heute noch praktiziert wird.
Wie funktioniert ein Lombardkredit?
Im Allgemeinen funktioniert ein Lombardkredit wie die meisten anderen Kreditformen: Ein Kreditgeber verleiht Geld gegen Zinsen. Dieser Kredit ist mit Vermögenswerten unterlegt, die für den Zweck des Kredits als "Sicherheiten" bezeichnet werden. Die Rolle der Sicherheiten besteht darin, den Kreditgeber vor Risiken zu schützen - wenn Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlen, kann die Bank die Vermögenswerte verkaufen, um ihr Geld zurückzubekommen. Dieser Mechanismus ist also vergleichbar mit der Art und Weise, wie beispielsweise eine Immobilie als Garantie für eine Hypothek fungiert.
Bei den typischen Lombardkrediten, die Privatkunden zur Verfügung gestellt werden, handelt es sich bei den als Sicherheiten fungierenden Vermögenswerten jedoch meist um liquide Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen und andere Anlagen, oft einschließlich Lebensversicherungen. Lombardkredite sind jedoch nicht auf Banken beschränkt, die Kredite an ihre Privatkunden vergeben. Zwischen Banken und anderen Finanzinstituten fließen täglich weitaus größere Volumina an Lombardkreditgeschäften. Dank seiner risikobegrenzenden Vorteile ist das Lombardkreditgeschäft buchstäblich das Lebenselixier der Finanzindustrie.
Beispiel Lombardkredit
Anhand eines Beispiels kann der Lombardkredit kurz erklärt werden:
Ein Anleger besitzt in seinem Portfolio Aktien im Wert von 20.000 Euro. Jetzt möchte er einen Lombardkredit aufnehmen, um weitere Wertpapiere für sein Portfolio zu kaufen. Haben die Wertpapiere einen Beleihungswert von 60 Prozent, kann er sich einen Betrag von 12.000 Euro leihen und damit Aktien nachkaufen. Sein Portfolio enthält jetzt Aktien im Wert von 32.000 Euro und der Anleger schuldet seiner Bank bzw. seinem Broker 12.000 Euro. Kann der Anleger die Kreditkonditionen nicht erfüllen, ist der Kreditgeber berechtigt, die als Sicherheit dargebotenen Wertpapiere zu liquidieren.
Welche Arten von Lombardkrediten gibt es?
Insgesamt gibt es fünf Arten von Lombardkrediten:
Effektenlombardkredit
Warenlombardkredit
Edelmetalllombardkredit
Wechsellombardkredit
Unechter Lombardkredit
Die ersten drei Formen sind primär für Anleger, Privatverbraucher und Unternehmen interessant. Die beiden letzten Kreditarten spielen bei Geschäften zwischen Bankhäusern eine wichtige Rolle.
Effektenlombardkredit
Beim Effektenlombardkredit werden Wertpapiere mit dem Ziel kurz- oder mittelfristiger Finanzierung verpfändet. Diese Kreditart wird häufig von an der Börse handelnden Personen genutzt, um mit dem geliehenen Geld trotz unzureichender eigener finanzieller Mittel günstige Aktienkurse auszunutzen. Die Höhe des Effektenlombardkredits hängt dabei von der Beleihungsgrenze des Pfandes ab. Bei einem Wertpapierkredit liegt diese bei maximal 75 Prozent des aktuellen Wertes des verpfändeten Aktienportfolios.
Wenn allerdings die Kurse sinken, können Kreditgeber ein höheres Pfand und entsprechend mehr Wertpapiere fordern, um den Kursverlust wieder auszugleichen. Ist der Kreditnehmer nicht in der Lage, diese Forderungen zu erfüllen, kann der Kreditgeber das Pfand zu seinen Gunsten liquidieren.
Warenlombardkredit
Der Warenlombardkredit kommt in der Vorfinanzierung von Waren zum Tragen. Unternehmen können mit einem Warenlombardkredit auch bei unzureichender Liquidität Vorbestellungen für Waren in Auftrag geben oder saisonale Schwankungen ausgleichen.
Bei dieser Kreditform werden die gekauften Waren selbst als Sicherheit eingesetzt, jedoch nicht in ihrer materiellen Form, sondern als indossierte Traditionspapiere, welche in der Praxis auch Lagerschein, Ladeschein oder Konnossement genannt werden. Die Laufzeit richtet sich bei dieser Kreditform nach dem Verkaufszeitpunkt der gekauften Waren. Über die erzielten Gewinne wird das kurzfristige Darlehen getilgt und samt Zinsen. Die Beleihungsgrenze liegt bei zwei Dritteln des Warenwertes.
Edelmetalllombardkredit
Was heute Online-Broker und Banken sind, waren früher die Pfandhäuser. Hier konnten Menschen ihre wertvollen Erbstücke, Gold, Münzen und andere Edelmetalle als Sicherheit für Kredite verpfänden. Wer sich für die Verpfändung von Edelmetallen interessiert, kann sich auch heute noch an Pfandhäuser wenden. Die Höhe des Kredits orientiert sich dabei am aktuellen Wert des Metalls, das als Sicherheit eingereicht werden soll. Aber auch bei dieser Form des Lombardkredits wird nur ein Teilbetrag an den Kreditnehmer verliehen. Dieser liegt bei maximal 80 Prozent des aktuellen Wertes. Auch wenn Edelmetalllombardkredite nur noch selten Anwendung finden, gelten für diese Kreditform die herkömmlichen Konditionen von Lombardkredit-Finanzierungen: Kann der Kreditnehmer das Darlehen nicht innerhalb der Tilgungsfrist zurückzahlen, darf das Pfandhaus die Pfandobjekte behalten und/oder liquidieren.
Wechsellombardkredit
Der Wechsellombardkredit, ehemalig als Wechseldiskontkredit gehandelt, richtet sich ausschließlich an Banken, die sich refinanzieren möchten und ermöglicht die Beleihung von Wechseln. Als Wechsel werden schriftliche Zahlungsanweisungen bezeichnet, die der Kreditgeber bei der Aufnahme eines entsprechenden Lombardkredits ausstellt. Diese dienen ihm als Kreditsicherheit. Der Wechsellombardkredit kann – ähnlich einem Kontokorrentkredit – ohne Bonitätsprüfung beantragt werden. Eine Refinanzierung kann von einer Bank beispielsweise angestrebt werden, um Kredite auszugeben. Den Kreditrahmen für die Refinanzierungspolitik von Bankhäusern legt in Deutschland die Bundesbank fest.
Der unechte Lombardkredit
Der unechte Lombardkredit bezeichnet im Finanzwesen einen Kontokorrentkredit, der durch Rechte oder bewegliche Sachen abgesichert ist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kontokorrentkrediten werden unechte Lombardkredite allerdings nicht auf qualifizierten Kreditkonten, sondern auf Girokonten eingerichtet. Bis heute sind sich die Experten nicht ganz einig, ob der Begriff des unechten Lombardkredits überhaupt einer Erklärung bedarf oder ob er in der Praxis des Bankgeschäfts keine nennenswerte Rolle spielen sollte.
Vor- und Nachteile von Lombardkrediten
Wie jeder andere Kredit bringt auch der Lombardkredit verschiedene Vor- und Nachteile mit sich:
Vorteile
Nachteile
Vorteile
Sofortiger Zugang zu zusätzlichem Kapital ohne Liquidation von Investitionen.
Nachteile
Kreditnehmer könnten die Vermögenswerte, die sie als Sicherheit hinterlegt haben, verlieren, wenn sie aus irgendeinem Grund nicht in der Lage sind, ihre Zahlungen zu leisten.
Vorteile
Flexible Einsatzmöglichkeiten.
Nachteile
Nur ein prozentualer Anteil des aktuellen Wertes der Wertpapiere oder des verpfändeten Gegenstands wird ausgezahlt.
Vorteile
Bereitstellung von Liquidität in Zeiten von Liquiditätsengpässen oder Unsicherheit.
Nachteile
Da der Lombardkredit gegen den Wert der Sicherheiten vergeben wird, müssen Kreditnehmer damit rechnen, dass die Bank zusätzliche Sicherheiten verlangt, wenn der Wert (z. Bsp. durch Wertverlust der Wertpapiere) unter den vereinbarten Beleihungswert fällt. Dies wird als Nachschussforderung bezeichnet und ist besonders in Zeiten der Marktvolatilität wichtig zu verstehen.
Vorteile
Keine SCHUFA Prüfung nötig.
Nachteile
Höhere Zinsen im Vergleich zu normalen Ratenkrediten.
Vorteile
Flexible Beleihungssätze
Nachteile
Was muss bei der Beantragung eines Lombardkredits beachtet werden?
Je nachdem, für welche Art von Lombardkredit beantragt man sich interessiert, ist entweder der Gang zu einer Bank oder zu einem Pfandhaus erforderlich. In beiden Fällen macht es, wie bei allen anderen Krediten Sinn, verschiedene Anbieter und Angebote miteinander zu vergleichen. Auch wenn der Zinssatz das wichtigste Vergleichskriterium darstellt, gilt es weitere Faktoren zu beachten:
Beleihungsgrenze: Die Beleihungsgrenzen können je nach verpfändeter Sicherheit und abhängig vom Anbieter stark abweichen. Wer einen hohen Kredit aufnehmen möchte, sollte entsprechend die maximale Beleihungsgrenze in seine Vergleichsaktivitäten einbeziehen.
Bewertung: Insbesondere wenn im Rahmen eines Edelmetalllombardkredits Schmuck oder Edelmetall beim Pfandhaus als Sicherheit hinterlegt wird, können die Bewertungen des Pfands voneinander abweichen. Hier empfiehlt es sich, vorab eine Bewertung durch einen unabhängigen Experten einzuholen.
Tilgungsmodalitäten: Die genauen Tilgungsmodalitäten hängen von der Art des Lombardkredits ab. In den meisten Fällen liegen die Kreditzinsen aber etwas höher als bei herkömmlichen Ratenkrediten. Aus diesem Grund sollte der Kredit so schnell wie möglich abbezahlt werden, wenn möglich auch durch die Möglichkeit zu Sondertilgungen.
Risiko: Für Lombardkredite gilt im Allgemeinen, dass sie aus Sicht des Kreditnehmers stets mit einem gewissen Risiko verbunden sind. Kann er die Tilgungsfrist nicht einhalten, hat die Bank das Recht, die hinterlegte Sicherheit zu pfänden. Besonders bei Wertpapieren kann dies zu hohen Verlusten führen, wenn sich deren Wert in Zukunft noch deutlich steigern sollte.
Voraussetzungen für die Beantragung eines Lombardkredits
Für die Aufnahme eines Lombardkredits, muss der Antragssteller mindestens 18 Jahre alt sein und seinen Hauptwohnsitz in Deutschland haben. Privatkunden können insbesondere den Effektenlombardkredit in vielen Fällen direkt über ihr Depot abrufen, ohne einen wirklichen Kreditantrag bei ihrer Bank stellen zu müssen.
Eine Überprüfung des Bonitätsscores ist bei Lombardkrediten in der Regel nicht notwendig, da das Pfand als Sicherheit ausreichen sollte. Trotzdem fordern manche Kreditinstitute als doppelte Absicherung einen entsprechenden Nachweis vor der Bewilligung. Kreditnehmer sollten am besten schon vor Beantragung des Kredits erfragen, ob die betreffende Bank auch bei einem Lombardkredit eine SCHUFA-Auskunft fordert.
Warum einen Lombardkredit aufnehmen?
Wer kurzfristig einen größeren Geldbetrag benötigt oder eine anstehende Investitionsmöglichkeit wahrnehmen will, kann ein Lombardkredit eine flexible Finanzierungslösung sein. Selbst wenn Kreditnehmer über ein hohes liquides Vermögen verfügen, kann es aus verschiedenen Gründen nicht die beste Option sein, die bestehenden Anlagen zu verkaufen, um das benötigte Bargeld zu erhalten (z. Bsp. wenn sie es vorziehen, in Erwartung einer günstigen Marktentwicklung investiert zu bleiben, um weiterhin Dividenden zu erhalten, oder aus steuerlichen Gründen).
Anstatt bestehende Anlagen zu verkaufen, können diese Kunden die Vermögenswerte als Sicherheit für den Lombardkredit verwenden. Flexibilität ist einer der Hauptvorteile von Lombardkrediten. Die meisten Banken bieten sie in allen wichtigen Währungen und mit verschiedenen Laufzeiten an, typischerweise von einer Woche bis zu 12 Monaten. Bei Fälligkeit können Kreditnehmer den Kredit entweder vollständig zurückzahlen oder ihn prolongieren (vorausgesetzt, sie verfügen noch über ausreichende Sicherheiten). Ein weiterer entscheidender Vorteil sind die niedrigen Kosten. Da das Risiko durch die Sicherheiten begrenzt ist, kann die Bank in manchen Fällen niedrigere Zinssätze anbieten. Dies ist wiederum ähnlich wie bei Hypotheken, die im Vergleich zu Konsumentenkrediten und Kreditkarten ebenfalls tendenziell deutlich niedrigere Zinsen haben.
Für wen eignet sich ein Lombardkredit?
Man muss nicht "superreich" sein, um die Vorteile des Lombardkredits zu nutzen. Aber etwas Geld müssen Kreditnehmer schon haben. Schließlich handelt es sich hierbei vorwiegend um ein Angebot für Kunden, die bereits über ein bestehendes Aktien-Portfolio verfügen, bzw. für Unternehmen. Deshalb eignet sich der Lombardkredit am besten für Kunden, die eine etablierte Beziehung zu einer Bank oder einem Broker haben und über ein liquides Anlageportfolio verfügen – oder diejenigen, die in der Lage sind, eine solche Beziehung vergleichsweise schnell aufzubauen, indem sie eine beträchtliche Einlage tätigen.
Wir empfehlen die Aufnahme eines Lombardkredits nur für Anleger mit langer Erfahrung im Wertpapierhandel und einem Depot, welches Rückschläge an den Aktienmärkten verkraften kann.
Alternativen zum Lombardkredit
Ein Lombardkredit ist nicht die einzige Möglichkeit, um sich kurzfristig Geld zu leihen. Für Privatpersonen bieten sich insbesondere die folgenden Alternativen an:
Ratenkredite: Auch bei Ratenkrediten können Kunden online mittlerweile mit einer Zusage binnen weniger Werktage rechnen. Durch die große Auswahl an Anbietern ergeben sich gute Vergleichsmöglichkeiten, die wiederum zu geringeren Zinsen führen können.
Sofortkredite: Auch beim Sofortkredit handelt es sich um einen herkömmlichen Ratenkredit, bei dem Beantragung und Erhalt des Geldes häufig binnen weniger Tage vonstattengehen. Anders als beim Lombardkredit zahlen sie das Geld anschließend in geregelten Monatsraten zurück.
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