Firmenkredit – frisches Kapital für Unternehmen
Alle kleinen Unternehmen und Startups beginnen mit einer Idee. Für die meisten ist der nächste Schritt, sich Geld zu leihen, um diese Idee in die Realität umzusetzen. Auch für neue Investitionen oder um finanziell schwierige Phasen zu überbrücken, greifen Unternehmen gerne auf Fremdkapital zurück. Die Lösung: ein Firmenkredit.
Veröffentlicht am: 18.05.2021
Darlehen sind in der persönlichen Finanzwelt üblich; Studentenkredite, Autokredite und Hypotheken werden als normaler Teil des Lebens angesehen. Geschäftskredite sind das Gleiche, aber statt zur Finanzierung von persönlichen Dingen werden sie zur Finanzierung eines Unternehmens verwendet. Jedoch gelten im Vergleich zu Krediten für Verbraucher bei Firmenkrediten strengere Kriterien.
Was ist ein Firmenkredit?
Mit einem Firmenkredit oder einem Unternehmerdarlehen beschaffen sich Unternehmen finanzielle Mittel für ausschließlich betriebliche Zwecke. Ein Firmenkredit stellt grundsätzlich eine Liquiditätsbeschaffung auf Zeit dar und wird einem Unternehmen durch einen Gläubiger gegen eine Entgeltzahlung gewährt.
Mit den finanziellen Mitteln aus einem Firmenkredit investieren Unternehmen in neue Technologien, zusätzliche Software, ersetzen alte Maschinen oder erweitern ihren Fuhrpark. Im Rahmen einer Existenzgründung dient der Firmenkredit zum Aufbau des Geschäfts. Er deckt beispielsweise die Kosten für die Ausstattung von Räumlichkeiten oder die Gehälter der ersten Angestellten.
In der Praxis werden die Begrifflichkeiten „Kredit“ und „Darlehen“ häufig abhängig von Laufzeit und Kapitalbedarf genutzt. Ein Kredit läuft in der Regel über eine kürzere Vertragsdauer von bis zu 5 Jahren und wird auch für kleinere Summen vergeben. Ein Darlehen gilt dagegen in der Regel als längerfristige Finanzierung ab 5 Jahren mit höherem Finanzierungsbedarf – oftmals im sechsstelligen Bereich oder höher.
Welche Arten von Firmenkrediten gibt es?
Firmenkredite sind an Bedingungen geknüpft – in erster Linie, dass sie dem Unternehmen zugutekommen müssen. Welche Kreditart und Laufzeit sich am besten eignet, bestimmt unter anderem der Verwendungszweck:
Kurzfristiger Kredit: Ein kurzfristiger Kredit hilft einem Unternehmen, zahlungskräftig zu bleiben. Firmen können sich so kurzfristig Kapital beschaffen, falls die Auftragslage kurzzeitig schlecht ist oder Kunden ihre Rechnungen kurzfristig nicht zahlen können.
Mittelfristiger Kredit: Ein mittelfristiger Kredit eignet sich für Unternehmen, die in zusätzliche Arbeitsmittel bzw. neue Ausstattung investieren wollen. Ein solcher Kredit ist meist innerhalb weniger Jahre zurückgezahlt.
Langfristiger Kredit: Ein langfristiger Kredit dient dazu große Investitionen von Betrieben zu stemmen, die lange Laufzeiten voraussetzen. Das können etwa räumliche Erweiterungen der durch Neubauten oder neue Niederlassungen sein. Auch für Existenzgründer sind langfristige Kredite oft die erste Option, da die zukünftige Finanzlage in der Anfangsphase des Unternehmens noch unsicher ist.
Wie funktioniert ein Firmenkredit?
Grundsätzlich handelt es sich bei dieser Kreditform um die Beschaffung von Kapital auf Zeit gegen eine Gegenleistung. Die Firma wird zum Schuldner, der Kreditgeber wird zum Gläubiger. §488 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) definiert den Firmenkredit als eine Geldleihe. Demnach ist der Kreditgeber verpflichtet, dem Kreditnehmer die Kreditsumme gegen die Zahlung von Zinsen zu überlassen.
Firmenkredite stehen unterschiedlichen Unternehmensformen zur Verfügung: Gewerbebetriebe aber auch Selbstständige und Freiberufler können einen Unternehmenskredit beantragen. Vereine, Organisationen und Institutionen können diese Kreditform ebenfalls nutzen. In der Regel unterschreiben der oder die Geschäftsführer den Kreditvertrag.
Welche Kredite für Firmen gibt es?
Wenn der Geschäftsführer sich mit seinem Unternehmen nicht mehr in der Gründungsphase befindet, kommen verschiedene Arten von Firmenkrediten infrage:
Avalkredit
Diskontkredit
Investitionskredit
Betriebsmittelkredit
Warenfinanzierungskredit
Rembours- und Akzeptkredit
Schuldscheindarlehen
Roll-Over-Kredit
Strukturierter Kredit
Wodurch unterscheiden sich die verschiedenen Arten von Firmenkrediten?
Eine kurze Übersicht, worin sich die verschiedenen Arten von gewerblichen Finanzierungen sich unterscheiden:
Verwendungszweck
Auszahlungsart
Laufzeit
Zinssatz
Sicherheiten
Haftung
Sonderklauseln
Mit dieser Vielfalt wird sichergestellt, dass jeder Selbstständige und jedes Unternehmen in jeder Situation genau den Kredit erhält, die in der individuellen Situation Sinn macht.
Sonderfall Gründer- und KfW-Kredite:. Einen Sonderfall bei Firmenkrediten stellen die sogenannten Gründerkredite dar, wobei es drei verschiedene Möglichkeiten gibt:
KfW-Unternehmerkredit oder -Darlehen
Gründerkredite der Deutschen Bank, Commerzbank & Co
Gründerkredite der Sparkassen und Volksbanken
Diese Kreditformen bieten in der Regel vergünstigte Konditionen wie beispielsweise niedrigere Zinssätze und vereinfachte Beantragung. Außerdem stellt die KfW eine Alternative für diejenigen dar, die von ihrer Hausbank oder einem anderen Anbieter auf dem Markt abgelehnt wurden.
Sonderfall Nr. 2, Kontokorrentkredit: Firmen können neben den genannten Kreditformen auch auf Sonderformen wie z. Bsp. den Kontokorrentkredit zurückgreifen. Ähnlich dem Dispokredit beim privaten Girokonto können Firmen dabei ihre Geschäftskonten kurzfristig bis zu einer festgeschriebenen Höhe überziehen. So kann beispielsweise die Zeit zwischen Ausgaben und Einnahmen überbrückt werden – etwa beim Wareneinkauf oder der Auszahlung von Gehältern. Allerdings liegt der Zinssatz bei Kontokorrentkrediten meist im zweistelligen Bereich.
Vorteile von Firmenkrediten
Firmenkredite können den Cashflow verbessern und Unternehmen in schwierigen Zeiten helfen, indem sie kurzfristig Zugang zu überlebenswichtigen finanziellen Mitteln bieten. So können Unternehmer beispielsweise für größere einmalige Geschäftsausgaben aufkommen oder Expansionspläne finanzieren.
Die Vorteile eines Firmenkredits kurz zusammengefasst:
Erhöhte Liquidität
Finanzierung von Anlage- oder Umlaufvermögen trotz unzureichender eigener Mittel
Positiver Effekt auf Unternehmenskennzahlen wie z. Bsp. die Eigenkapitalrentabilität
Steuerliche Geltendmachung der Zinsbelastungen möglich
Kein Mitbestimmungsrecht durch Kapitalgeber wie Investoren
Kalkulationsgrundlage
Wie beantrage ich einen Firmenkredit?
Wird ein Firmenkredit beantragt, wird im Zuge dessen auch die Kreditwürdigkeit des Unternehmens überprüft. Dafür werden die Finanzdaten etwa von der SCHUFA sowie von speziellen Auskunfteien in Anspruch genommen, die für Unternehmen zuständig sind. Ist ein Unternehmen hier bereits negativ aufgefallen, verweigern Banken oft den Kredit. Die SCHUFA ist zwar nur für Privatpersonen zuständig. Allerdings können im Rahmen der Kreditwürdigkeitsüberprüfung die SCHUFA-Daten herangezogen werden, um die Kreditwürdigkeit von Geschäftsführern zu prüfen.
Neben der Volljährigkeit muss ein Antragssteller für einen Firmenkredit eine einwandfreie Bonität nachweisen. Viele Banken koppeln ihre Angebote zudem daran, dass sowohl Unternehmenssitz als auch Wohnsitz des Kreditnehmers/Geschäftsführers in Deutschland liegen.
Die Konditionen beim Firmenkredit
Im eigenen sowie im betrieblichen Sinne sollten Antragssteller auf einige bestimmte Konditionen im Kreditvertrag besonders viel Wert legen.
Tilgungsfreie Zeit: Für die Geschäftsentwicklung kann es beispielsweise förderlich sein, für die ersten Monate eine tilgungsfreie Zeit zu vereinbaren. So kann zunächst mit dem Kapital gearbeitet werden, ohne dass finanzielle Engpässe befürchtet werden müssen.
Außerplanmäßige Tilgung: Die Möglichkeit zu außerplanmäßigen Tilgungen gibt bei ausreichendem Ertrag die Chance, die Schulden schneller zu begleichen.
Rückzahlungsvariante: Bei einem Annuitätenkredit, bleibt die Höhe der monatlichen Zahlungen bis zum Ende der Laufzeit gleich. Bei Tilgungskrediten nimmt die Höhe der Rate Monat für Monat ab.
Die Sicherheiten beim Firmenkredit
Banken fordern bei der Vergabe von Firmenkrediten unterschiedliche Sicherheiten ein. Dabei kann es sich um Sachsicherheiten oder eine Bürgschaft eines Dritten handeln. Folgendes können Unternehmen als Sachsicherheiten einbringen:
Grundstücke (Ein Eintrag im Grundbuch stellt eine besonders hohe Sicherheit dar)
Immobilien
Maschinen
Fahrzeuge
Aktien
Lebensversicherungen
Vor allem zu Beginn eines Unternehmens stehen die Chancen für einen Firmenkredit besser, wenn eine dritte Person für die kreditaufnehmende Firma bürgt. So ist für die Bank sichergestellt, dass bei Eintritt eines Zahlungsausfalls jemand für die Schulden aufkommt. Damit verringert sich ihr Risiko erheblich. Der Bürge muss dabei auch Voraussetzungen erfüllen: Er muss solvent sein und ist im besten Fall in einem Angestelltenverhältnis tätig.
Scheitert ein Firmenkredit lediglich an fehlenden Sicherheiten, kann eine Bürgschaftsbank der Bundesländer als Bürge einspringen. Dabei handelt es sich um spezielle, staatlich unterstützte Förderbanken, die für Firmenkredite bürgen und so die Aufnahme von Krediten ermöglichen. Sie bürgen im Fall von Zahlungsausfällen mit 80 Prozent der Kreditsumme. Allerdings bedeutet ein solcher Firmenkredit mit Bürgschaft für den Kreditnehmer meist Mehrkosten: Häufig wird ein Einmalentgelt fällig – durchschnittlich ein Prozent der Kreditsumme – und jährlich im Schnitt 1,5 Prozent des Bürgschaftsbetrags als Provision. Die Konditionen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland.
Welche Unterlagen für Firmenkredit?
Bevor ein Kreditinstitut einen Firmenkredit bewilligt, wird sie das Unternehmen genau überprüfen. Im Rahmen dieser Überprüfung muss der Antragssteller die finanzielle Situation des Unternehmens ausführlich offenlegen. Dazu muss er der Bank folgende Unterlagen vorlegen:
Bilanzen: Bei der Bilanz handelt es sich um eine ausführliche Gegenüberstellung sämtlicher Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens. In der Regel verlangt die Bank die Unternehmensbilanzen der letzten drei bis fünf Jahre.
BWA: Die BWA ist die betriebswirtschaftliche Auswertung eines Unternehmens. Sie enthält sämtliche Einnahmen und Ausgaben des laufenden Geschäftsjahres. Zusätzlich sind Kontoauszüge notwendig, um die aktuelle Finanzsituation zu präsentieren.
Auftragslage: Aktuell laufende und mögliche zukünftige Aufträge nachzuweisen kann einen positiven Einfluss auf die Entscheidung der Bank nehmen.
Handelsregisterinformationen: Mit den Informationen aus dem Handelsregister erhält die Bank wichtiges Wissen über ein Unternehmen, von der Geschäftsform bis hin zu eventuell vorhandenen Gesellschaftern.
Steuerbescheide: Durch die Steuerbescheide werden die erzielten Gewinne eines Unternehmens konkret. In der Regel verlangt die Bank die Steuerbescheide der letzten zwei Jahre.
Verträge und laufende Kredite: Verträge und laufende Kredite zeichnen ein Bild übe die Verbindlichkeiten aber auch Forderung, die ein Unternehmen aktuell gegenüber Dritten hat. Diese Informationen sind für Banken vor der Vergabe von Firmenkrediten sehr wichtig.
Hinweis: Existenzgründer haben die meisten der oben genannten Unterlagen aus offensichtlichen Gründen noch nicht zur Verfügung. Sie brauchen eine überzeugende Geschäftsidee, die richtigen Qualifikationen und einen ausgezeichneten Businessplan, um einen Firmenkredit zu bekommen.
Unternehmenskredit vs. Kredit für Selbstständige
Bei der Vergabe von Firmenkrediten machen Hausbanken meist einen kleinen, aber feinen Unterschied, wenn es darum geht, wer den Kredit bekommt. Antragssteller, die allein das Risiko ihres Unternehmens tragen, also in der Regel Selbstständige oder Freiberufler, stehen bei betrieblichen Krediten oft hintenan.
Warum ist das so? Der Aufwand, der auch für die oft kleinen Kreditsummen solcher Unternehmen anfällt, ist den Banken ganz einfach zu groß. Daher konzentrieren sie sich eher darauf, mittelständischen und großen Unternehmen Kredite zu gewähren, die zu höheren Zinserträgen führen.
Für Selbstständige, Freiberufler und kleine Unternehmen ergibt sich daraus folgendes Problem: Oft können sie die für einen Firmenkredit nötigen Sicherheiten nicht bieten, was insbesondere in der Gründungsphase zu Schwierigkeiten führt. Ohne die nötigen Sicherheiten ist vielen Banken das Risiko für Zahlungsausfälle schlicht zu hoch. Trotzdem gibt es einige Faktoren, mit denen junge Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler bei Kreditinstituten punkten können:
eine innovative Geschäftsidee,
ein sehr guter, detaillierter Businessplan, der auch gewisse Risiken kalkuliert
und ein solventer Bürge.
Für Gründer, Selbstständige und kleine bis mittelständische Unternehmen stellt die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) eine Alternative zur Hausbank dar. Das Angebot aus diversen Förderprogrammen richtet sich unter anderem an junge Unternehmen und Existenzgründer ohne Eigenkapital und große Sicherheiten.
Alternativen zum Firmenkredit für Existenzgründer
Existenzgründer müssen für Fremdkapital nicht unbedingt zur Bank gehen Mögliche andere Anlaufstellen sind:
Freunde und Verwandte (bspw. Zinsloses Darlehen)
Venture Capitalists/Investoren (gegen Firmenanteile)
Crowdfunding (oft über spezielle Plattformen)
Förderorganisationen (privat oder durch die Bundesländer organisiert)
Existenzgründerzuschuss (beim Schritt aus der Arbeitslosigkeit)
Alternative zum Firmenkredit für große Unternehmen
Um frisches Kapital für Geschäftszwecke zu generieren, können Unternehmen auch Wertpapiere oder Anleihen ausgeben. Bei der Ausgabe von Anleihen, müssen Unternehmen sicherstellen, dass die Einnahmen ausreichen, um die garantierte Verzinsung des Kapitals zu realisieren. Sollen Aktien ausgegeben werden, müssen Unternehmen außerdem zahlreiche weitere Anforderungen erfüllen, beispielsweise muss das Unternehmen zuerst in eine Aktiengesellschaft überführt werden.
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Veröffentlicht am: 20.05.2022