Refinanzierung

Was bedeutet eigentlich Refinanzierung? Erfahre hier, wie die Banken ihre Einlagen tatsächlich für die Kreditvergabe verwenden und inwieweit sie dazu dein Geld benötigen.

Veröffentlicht am: 25.11.2022

Refinanzierung

 Refinanzierung – Warum Banken dein Geld nicht brauchen, um Kredite zu vergeben

In traditionellen Wirtschaftslehrbüchern werden Banken in der Regel als Finanzintermediäre behandelt, deren Aufgabe darin besteht, Kreditnehmer und Sparer miteinander zu verbinden und ihre Interaktionen zu erleichtern, indem sie als vertrauenswürdige Vermittler auftreten.

Personen, die ein Einkommen erzielen, das ihren unmittelbaren Konsumbedarf übersteigt, können ihr ungenutztes Einkommen bei einer Bank einzahlen und so einen Geldspeicher anlegen. Die Bank kann dann auf diese Mittel zurückgreifen, um Kredite an Personen zu vergeben, deren Einkommen unter ihren unmittelbaren Konsumbedarf fällt. Doch das ist nicht die einzige Möglichkeit von Banken, sich zu refinanzieren.

 Was bedeutet Refinanzierung?

Der Begriff bezeichnet den Prozess, bei welchem Geldinstitute, wie z.B. Banken, für die Gewährung von Krediten oder Darlehen, Finanzmittel aufnehmen. Geldkredite werden üblicherweise refinanziert, um für Liquidität zu sorgen. Das kreditgebende Bankinstitut versucht meistens, diesen Liquiditätsabfluss so schnell wie möglich wieder auszugleichen. Genau dieser Ausgleich wird als Refinanzierung bezeichnet.

Bei den Banken und Kreditinstituten wird die Refinanzierung daher innerhalb einer speziell eingerichteten, internen Abteilung durchgeführt. Hier werden die im Laufe des Tagesgeschäfts laufenden Einzahlungs- und Auszahlungsposten überwacht.

Doch auch der Kreditgeber hat eine Frist zur Rückzahlung zu beachten. Denn der Liquiditätsabfluss des Betrags muss nicht nur in seinem vollen Umfang deckungsgleich ausgeglichen werden muss, sondern auch die hierfür vorgesehene zeitliche Frist muss eingehalten werden. Je günstiger die Bank somit in der Lage ist sich zu refinanzieren, desto günstiger kann sie Kredite an ihre Privat- und Firmenkunden ausgeben.

 Wie läuft die Refinanzierung ab?

Banken verfügen im Vergleich zu den von ihnen vergebenen Krediten nur über ein sehr geringes Eigenkapital. Deswegen benötigen sie Zugang zu Geldquellen, um weiterhin Kredite vergeben zu können. Giroeinlagen, Spareinlagen, Pfandbriefe und Anleihen sind wichtige Geldquellen für eine Bank. Zudem ist auch eine Refinanzierung über die Europäische Zentralbank (EZB) möglich.

Bei guter Bonität leiht diese in der Regel Geld für einen Zeitraum von einer Woche. Für Banken ist es daher wichtig, dass Sie langfristige Finanzierungen möglichst lange refinanzieren und dabei trotzdem auch auf kurzfristige Refinanzierungen achten.

 Welche Mittel nutzen Banken zur Refinanzierung?

Nach der obigen Darstellung ist die Kreditvergabekapazität einer Bank durch die Höhe der Kundeneinlagen begrenzt. Um mehr Kredite vergeben zu können, muss sich eine Bank neue Einlagen sichern, indem sie mehr Kunden anwirbt. Ohne Einlagen gäbe es keine Kredite, oder anders ausgedrückt: Einlagen schaffen Kredite. Doch es gibt auch noch andere Möglichkeiten: die Darlehensaufnahme bei einer Geschäftsbank, der Kreditverkauf an Investoren sowie die Kreditaufnahme bei der Europäischen Zentralbank (EZB). 

 Über Spareinlagen

Eine Möglichkeit sind wie bereits zuvor erwähnt die Spareinlagen von Kunden. Banken arbeiten mit dem Geld, das Kunden in Form von Sparbüchern, Festgeldkonten oder dem Tagesgeld anlegen.

Dadurch können sie es in Form von Krediten wieder an andere Kunden weitergeben. Dabei besteht allerdings das Risiko, dass sich Banken ausschließlich über Spareinlagen refinanzieren, die täglich auch abgehoben werden können, z. B. vom Girokonto. Spareinlagen machen deshalb nur einen gewissen Teil bei der Refinanzierung aus. Zudem sind Banken gesetzlich dazu verpflichtet, gewisse Mindestreserven zur Sicherung ihrer Liquidität vorweisen zu können.

 Darlehensaufnahme bei einer Geschäftsbank

Eine weitere Option ist die Kreditaufnahme bei Geschäftsbanken, denn am Kapitalmarkt können Banken in Form von Staatskrediten Kapital aufnehmen. Damit Geldinstitute bei anderen Banken Kredite aufnehmen können, vergeben die kreditnehmenden Banken meist Anleihen oder Pfandbriefe. Die Zinssätze bei dieser Option der Refinanzierung sind jedoch relativ hoch.

Zudem besteht bei dieser Alternative ein größeres Risiko für Verluste: wenn die Anleihen oder Pfandbriefe in einer hohen Zinsphase vergeben werden und der Zinssatz danach fällt, sind die Refinanzierungskosten zum Schluss höher als die Zinseinnahmen aus dem eigentlichen Kreditgeschäft mit den Kunden.

 Kreditverkauf an Investoren

Banken können ihre Kredite auch verkaufen. Diese Methode ist vor allem in den USA bekannt und ist noch nicht so geläufig in Deutschland. Dabei werden Kredite und ihre Forderungen zu einem Gesamtpaket gebündelt und an Investoren weiterverkauft. So lässt sich besonders schnell neues Kapital aufnehmen. Damit eine Bank jedoch ihren Kredit verkaufen darf, muss sie ihre Kunden allerdings innerhalb des Kreditvertrags über diesen Schritt aufklären. Daher greifen Banken in Deutschland nur in Ausnahmen zu dieser Refinanzierung, da viele Kunden damit nicht einverstanden sind. 

 Kreditaufnahme bei der Europäischen Zentralbank (EZB)

Eine weitere wichtige Ressource ist die Kreditaufnahme bei den Zentralbanken des jeweiligen Landes und bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Geschäftsbanken erhalten hier neues Kapital und können damit selbst wieder Kredite an Kunden vergeben. Auf diese Weise steuern die Zentralbanken vor allem die Geldpolitik.

Denn die Banken leihen sich bei der EZB günstig Geld und geben dieses in Form von Krediten an Unternehmen und Privathaushalte weiter. Dadurch wird vor allem das Wirtschaftswachstum angeregt. Momentan liegt der Leitzins der EZB bei 0 %, was bedeutet, dass Banken keine Zinsen bezahlen, wenn sie sich dort neues Kapital leihen.

Dieser niedrige Leitzins entstand durch Finanzkrise im Jahr 2008 und die damit verbundene Schuldenkrise im Euroraum. Die EZB senkte den Leitzins enorm, um vor allem verschuldeten EU-Staaten die Möglichkeit zu geben, ihre schwache Wirtschaft über günstige Kredite anzukurbeln.

Update:

Nach den ersten Leitzinserhöhungen im Juli und September 2022, hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Oktober abermals entschieden, den Leitzins anzuheben. Seit dem 27. Oktober 2022 liegt der Leitzins der EZB bei 2 Prozent.

 Wie refinanziert sich die EZB?

Die EZB ist der Ursprung des Geldes, denn sie ist theoretisch in der Lage, aus dem nichts Geld entstehen zu lassen. Im Grunde genommen muss man sich das so vorstellen: Werden 500 Millionen EUR für den Kauf von Anleihen bei Banken benötigt, gibt ein Mitarbeiter der Zentralbank diese Summe in den Computer ein und per Mausklick erhalten die Partnerbanken der EZB, in diesem Fall insgesamt 500 Millionen EUR, auf ihre Konten gutgeschrieben. Somit wären 500 Millionen zusätzlich im Umlauf, welche wiederum für Kredite an die Wirtschaft, also Kunden wie dich, eingesetzt werden könnten. Deine Bank könnte dir dadurch Geld für ein Haus, einen Urlaub oder einen überzogenen Kreditrahmen leihen.

 Welche Auswirkungen hat eine Refinanzierung auf Kunden?

Wo das Geld für einen Kredit herkommt, hat Einfluss und Konsequenzen für den Kreditnehmer, denn auch eine Bank versucht den dadurch entstehenden Mehraufwand über ihre Kunden abzuwickeln. Die Zinskosten werden jedoch nicht nur durch die Quelle der Refinanzierung geprägt, auch die wirtschaftliche Lage einer Bank ist von Bedeutung: je besser ihre Eigenkapitalausstattung und Bonität, desto besser auch die Konditionen, zu denen sie selbst Kredite aufnehmen kann.

Einfach erklärt bedeutet das: Besitzt deine Bank gerade keine ideale Bonität, bildet sie für Kunden ein höheres Risiko und muss daher die Kredite durch höhere Zinskosten refinanzieren. Das zeigt sich meistens auch bei den Darlehen der Kreditnehmer wieder, denn auch ihre Zinsen sind dann höher. Daher solltest du unbedingt Angebote unterschiedlicher Kreditanbieter vergleichen, um einen möglichst günstigen Kredit zu erhalten.

 Fazit: Augen auf bei der Wahl deines Kreditinstituts

Banken haben viele verschiedene Möglichkeiten der Refinanzierung. Der Umfang reicht von der EZB, Spareinlagen, Kreditverkauf, Eigenmittel, bis hin zur Darlehensaufnahme bei einer Geschäftsbank. Dabei hängen die Refinanzierungskosten der Banken von Marktzinsen, eigener Bonität und dem Vertrauen der Banken zueinander ab. Ein wichtiger Einflussfaktor der Refinanzierung ist und bleibt dabei aber die Geldpolitik der Notenbanken, wie der EZB.

Daher sollten Verbraucher vor der Kreditaufnahme bei einem Geldinstitut einen Kreditvergleich durchführen. 

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Veröffentlicht am: 25.11.2022