Bürgschaft: Was ist das und wie funktioniert sie?
Dieser Artikel verrät dir, was eine Bürgschaft ist, wann sich Bürgschaften lohnen und wann nicht, welche Arten und Besonderheiten es gibt und was sonst noch Wissenswert über das Bürgen ist.
Zuletzt aktualisiert: 23.09.2022
Veröffentlicht am: 18.02.2019
Wohl jedem ist der Begriff Bürgschaft schon das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen. Bei einer Bürgschaft handelt es sich um einen einseitig verpflichtenden Vertrag, in dem sich eine Person dazu bereit erklärt, für die Verbindlichkeiten des Hauptschuldners einzustehen und zu begleichen. Der Hauptschuldner ist die Person, für die gebürgt wird. Einstehen muss der Bürge dann, wenn der eigentliche Schuldner seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Jede Verbindlichkeit wird dann vom Bürgen übernommen.
Kurz und einfach: Möchtest du einen Kredit aufnehmen und deine Kreditwürdigkeit reicht nicht aus (der Kredit wird abgelehnt), dann kann ein Bürge und seine Bonität dir helfen, den Kredit doch zu bekommen. Die Banken oder Kreditgeber (Gläubiger) wollen sich so gegen einen Zahlungsausfall absichern.
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Was ist eine Bürgschaft?
Eine Bürgschaft ist gemäß § 765 BGB ein rechtlich bindender Vertrag mit einer einseitigen Verpflichtung. Das bedeutet konkret, dass eine Person für eine andere Person die rechtliche Verpflichtung eingeht, für die Schulden und Verbindlichkeiten der ersten Person (Hauptschuldner) aufzukommen, wenn diese zahlungsunfähig ist.
Bei der Bürgschaft handelt es sich um eine Personelle Besicherung (siehe Besicherung), bei der der Begünstigte einen schuldrechtlichen Anspruch gegen den Bürgen enthält.
Was sind die formalen Anforderungen an eine Bürgschaft?
Rechtlich unterscheidet man zwischen einer Bürgschaft unter Privatpersonen und unter Kaufleuten. Bei Privatpersonen muss nach § 766 BGB der Vertrag schriftlich aufgesetzt sein und bestimmte Sachverhalte benennen. Sofern die Bürgschaftserklärung nicht in schriftlicher Form verfasst ist und die entsprechenden Sachverhalte nicht geklärt sind, ist sie nach § 125 BGB nichtig. Nur die Bürgschaft eines Kaufmanns im Rahmen eines Handelsgeschäftes, kann mündlich erteilt werden (gemäß §§ 343, 350 HGB). Die Angabe folgender Informationen ist zwingend erforderlich:
Name des Gläubigers
Name des Schuldners
Höhe der verbürgten Darlehensschuld
Benennung der Hauptschuld
Was bedeutet einseitig verpflichtend?
Die Bürgschaft ist einseitig verpflichtend, weil es immer ausreicht, dass sich der Bürge gegenüber einem Gläubiger zur Übernahme der Schuld verpflichtet. Weder der eigentliche Schuldner noch der Gläubiger müssen diesem Vertrag zustimmen.
Wie lange ist eine Bürgschaft gültig?
Sofern keine Frist niedergelegt ist, gilt sie unbefristet. Das bedeutet, dass die Bürgschaft immer erst dann erlischt, wenn die Schuld von des Hauptschuldners beglichen ist. Wenn die zu besichernde Forderung nicht oder nicht mehr besteht, dann braucht der Bürge nicht mehr zu haften. Jedoch haftet der Bürge, wenn die Hauptschuld sich durch Verzug oder Verschulden des Hauptschuldners ändert.
Wozu ist die Bürgschaft gut?
Die Bürgschaft dient als zusätzliche Sicherheit für einen Gläubiger (z. B. ein Kreditinstitut), ausstehende Zahlungen aufseiten eines Schuldners auch tatsächlich zu erhalten. Der Gläubiger hat nämlich nun die Gewissheit, dass er auf zwei Personen zur Begleichung der Schulden zurückgreifen kann. Aus diesem Grund ist ein Bürge für einen Gläubiger immer von Vorteil, da er den möglichen Zahlungsausfall einer Person mit dem Vermögen einer anderen Person kompensieren kann.
Wann ist ein Bürge notwendig?
Ein Bürge oder eine Bürgschaft kann notwendig sein, wenn deine Bonität (Kreditwürdigkeit) zu schwach ist und die Bank dir aus diesem Grund keinen Kredit bewilligt, oder dein verfügbares Einkommen zur Tilgung der Raten nach Einschätzung der Bank nicht ausreicht.
Ein besonders häufiger Fall der Verwendung stellt die sogenannte Elternbürgschaft dar. Hier bürgen ein Elternteil oder beide Eltern zum Beispiel beim Vermieter für ihre Kinder, die die Mietwohnung beziehen. Die Eltern stehen nicht als Mieter mit im Mietvertrag.
Tatsächlich können aber alle Personen mit einer guten Bonität als Bürgen infrage kommen. Studenten oder Auszubildende verfügen häufig nicht selbst über eine gute Bonität und ein festes Einkommen. Aus diesem Grund verlangen Vermieter zur Sicherheit eine Elternbürgschaft.
Was sind die Konsequenzen für den Bürgen?
Mit einer Bürgschaft erklärst du dich dazu bereit, die Raten eines Kreditnehmers zurückzuzahlen, sofern er hierzu nicht mehr selbst in der Lage ist. Beachte dabei vor allem, dass du für den Schuldner mit deinem gesamten Vermögen haftest. Zudem ist ein Vertragsrücktritt nicht möglich, sofern der Vertrag keine Gründe für einen möglichen Rücktritt vorsieht. Ehepartner sollten bedenken, dass auch im Falle einer Scheidung eine Bürgschaft bestehen bleibt. Solltest du dich im höheren Alter dazu entschließen, zu bürgen, solltest du dir darüber im Klaren sein, dass diese nach aktueller Rechtslage auf deine Erben übergeht!
Ein Bürge kann die Befriedigung des Gläubigers verweigern, solange der Gläubiger keine Zwangsvollstreckung gegen den Hauptschuldner erfolglos versucht hat (§ 768 BGB). Diese Einrede der Vorausklage steht einem bürgenden Kaufmann nicht zu.
Kreditinstitute schließen dieses Recht zur Einrede der Vorausklage im Bürgschaftsvertrag in der Regel aus. So übernimmt ein Bürge eine sogenannte "selbstschuldnerische Bürgschaft" (§ 773 BGB) und er wird sofort in Anspruch genommen, wenn der Hauptschuldner seinen Zahlungen nicht nachkommt.
Was ist der Unterschied zwischen Bürgschaften und einen zweiten Kreditnehmer?
Im Gegensatz zum Bürgen ist ein zweiter Kreditnehmer ein gleichberechtigter Partner. Er ist berechtigt, bei allen Fragen rund um den Kredit und seine Verwendung mitzuentscheiden. Während ein Bürge nur dann ins Spiel gebracht wird, wenn der Kreditnehmer Probleme bei der Rückzahlung hat.
Welche speziellen Bürgschaften gibt es?
Selbstschuldnerische Bürgschaft (§ 773 Abs. 1 Satz 1 BGB): Wie oben erwähnt, der Bürge verzichtet auf die Einrede der Vorausklage und der Gläubiger kann den Bürgen ohne vorherigen Zwangsvollstreckungsversuch in Anspruch nehmen. Bürge und Schuldner haften gleichermaßen.
Ausfallbürgschaft: Der Bürge haftet bei der Ausfallbürgschaft nur, wenn der Gläubiger nachweisen kann, dass er auch nach der Vollstreckung in das bewegliche und unbewegliche Vermögen des Schuldners einen Verlust (Ausfall) erlitten hat. Von der Rechtsprechung ist die Ausfallbürgschaft anerkannt, auch wenn sie nicht im BGB geregelt ist.
Höchstbetragsbürgschaft: Der Bürge kann nur bis zu einem festgelegten Höchstbetrag in Anspruch genommen werden. Liegen Ansprüche des Gläubigers über diesem Betrag, so muss der Bürge hier nicht einstehen. Die Haftung des Bürgen ist bei dieser Art der Bürgschaft begrenzt.
Mitbürgschaft: Verbürgen sich mehrere Personen für identische Verbindlichkeit, so haften sie als Gesamtschuldner.
Mietbürgschaft: Bei der Mietbürgschaft wird beim Vermieter eine Bürgschaftsurkunde hinterlegt, diese schützt ihn gegen Mietschäden ab. Sie ist eine Alternative zur Barkaution. Die bekanntesten Arten sind die Elternbürgschaft und eine Mietkautionsversicherung.
Nachbürgschaft (Afterbürgschaft): Kann der Hauptbürge (auch Vorbürge) seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, so kann der Gläubiger aufgrund des gemeinsamen Rechtsverhältnisses den Nachbürgen direkt in Anspruch nehmen. Der Nachbürge sichert quasi die Bürgschaft.
Nebenbürgschaft: Es verbürgen sich mehrere Parteien (die nichts voneinander wissen) für dieselbe Verbindlichkeit in der vollen Höhe. Der einzelne Bürge wird nicht von seinen Verpflichtungen befreit, wenn ein Nebenbürge leistet. Es besteht keine Ausgleichspflicht der Bürgen untereinander.
Rückbürgschaft: Zunächst haftet ein Hauptbürge für eine bestehende Schuld, für diese wiederum übernimmt der Rückbürge gegenüber dem Hauptbürgen die Haftung.
Teilbürgschaft: Bei der Teilbürgschaft haften mehrere Bürgen für einen bestimmten Teil der Schulden. Die einzelnen Teilbürgschaften sind unabhängig, sodass der Gläubiger jeden einzelnen Teilbürgen so weit in Anspruch nehmen kann, wie die jeweilige Bürgschaft begrenzt ist.
Zeitbürgschaft: Eine Zeitbürgschaft (§ 777 BGB) liegt vor, wenn für die Schulden ein Bürge nur bis zu einer bestimmten zeitlichen Grenze haftet. Nach dieser zeitlichen Grenzen kann der Bürge nicht mehr zur Begleichung herangezogen werden. Auch wenn ein Bürge nur für die Verbindlichkeiten aufkommt, die in einem bestimmten Zeitfenster entstanden sind, spricht man von einer Zeitbürgschaft.
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Bei einer Bürgschaft handelt es sich oft um eine unangenehme Angelegenheit. In der Praxis haben Bürgschaften besonders im Kreditgeschäft einen hohen Wert als Personelle Besicherung. Meistens liegt es an einer schlechten Bonität oder einer schwachen FinFitness, dass du andere um die Unterstützung für eine Kreditbewilligung bitten musst. Mit bonify kannst du deine Bonität und finanzielle Gesundheit selbst in die Hand nehmen und deinen Bonitätsscore so verbessern, dass du nicht mehr auf die Unterstützung anderer angewiesen bist.
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Zuletzt aktualisiert: 23.09.2022
Veröffentlicht am: 24.04.2024