Wer sammelt und speichert meine Bonitätsdaten und woher kommen sie?

Bei einer Bonitätsprüfung werden deine Bonitätsdaten abgefragt. Welche Daten das sind, woher sie stammen und wer sie speichert, erfährst du in diesem Artikel.

Elisa Thiem
Bonitätsdaten

Bei einer Bonitätsprüfung werden Bonitätsdaten von Verbrauchern oder Unternehmen abgefragt. Die Sammlung, Speicherung und Auswertung der Daten sowie die Erstellung von Bonitätsauskünften ist Hauptaufgabe von Wirtschaftsauskunfteien. Doch welche Daten sind für die Auskunfteien relevant, woher erhalten sie ihre Daten und wie arbeiten sie?

Kurz zusammengefasst:

Zu den Bonitätsdaten gehören Informationen über deine Person (Name, Geburtsdatum, Anschrift), Zahlungserfahrungen sowie Gerichts-, Inkasso und Insolvenzdaten.

Diese Daten werden von Auskunfteien gesammelt, ausgewertet und gespeichert. Wobei der Name nur der Identifizierung dient, er beeinflusst natürlich nicht den Score.

Auskunfteien erhalten deine Bonitätsdaten von ihren Vertragspartnern, die Informationen zu Geschäften mit Kunden übermitteln. Außerdem greifen sie auf öffentliche Verzeichnissen und amtlichen Bekanntmachungen zurück.

Sie erstellen Bonitätscores (wie den SCHUFA-Score), die deine Zahlungszuverlässigkeit ausdrücken.

Was all das im Detail bedeutet, erfährst du im Folgenden.

Tipp: Deine Bonitätsdaten und den Score von Boniversum, sowie den SCHUFA-Basisscore kannst du kostenlos bei bonify einsehen. Weitere SCHUFA-Daten folgen in diesem Jahr.

 Was sind Bonitätsdaten?

Um deine Bonität und den dazugehörigen Bonitätsscore zu ermitteln, greifen Auskunfteien wie die SCHUFA auf verschiedene Daten, die ihnen zu einer Person vorliegen, zurück. Welche Daten genau ausgewertet werden, unterscheidet sich zwischen den Auskunfteien allerdings. 

Prinzipiell können folgende Datenarten berücksichtigt werden: 

Personenbezogene Informationen Zu den personenbezogenen Informationen gehören Name (zur Identifikation), Geburtsdatum und Anschrift (aktuelle und frühere Adressen)

Informationen über Zahlungsausfälle (Negativmerkmale) Alle Auskunfteien sammeln sogenannte “Negativmerkmale”. Entweder bekommen sie diese von ihren Partnern (z. B. zu späte oder unvollständig gezahlte Raten und Forderungen) oder aus öffentlichen Quellen (z. B. Verbraucherinsolvenzverfahren).

Allgemeine Daten über Vertragsverhältnisse (Positivmerkmale) Unsere Partner-Auskunfteien Creditreform Boniversum und SCHUFA sammeln auch Positivmerkmale zu Verbrauchern. Diese Daten werden nur für eine bestimmte Zeit gespeichert.  Die meisten Einträge werden in der Regel taggenau drei Jahre nach Erledigung automatisch gelöscht und aus der Bonitätsauskunft entfernt. Einige andere Merkmale, wie Girokonten, werden sofort nach Auflösung des Kontos gelöscht (siehe: Löschfristen von Bonitätseinträgen).

 Wer sammelt meine Bonitätsdaten?

Bonitätsinformationen werden von Auskunfteien gesammelt, gespeichert und ausgewertet. Die bekanntesten Auskunfteien sind Creditreform Boniversum und die SCHUFA. Weitere wichtige Auskunfteien sind Crif und Informa Solutions (Arvato/ Infoscore / Experian). Das sind die wichtigsten vier Auskunfteien Deutschlands, jedoch längst nicht alle.

Auskunfteien sind privatwirtschaftliche Unternehmen, die durch Bonitäts- oder Kreditscoring einen Wahrscheinlichkeitswert berechnen, der Aufschluss über das zukünftige Zahlungsverhalten eines Verbrauchers gibt. Dieser Wahrscheinlichkeitswert ist der jeweilige Bonitätsscore der Auskunftei.

Um eine möglichst genaue Vorhersage treffen zu können, werden relevante Daten benötigt. Die Bonitätsdaten. Je mehr die Auskunftei über dich weiß, umso besser kann sie dich einschätzen.

Wichtig zu wissen: Die verschiedenen Wirtschaftsauskunfteien sammeln unterschiedliche Daten und werten diese nach jeweils eigenen Verfahren aus. Gemeinsam haben alle Auskunfteien jedoch, dass sie aufgrund der Sensibilität der gespeicherten personenbezogenen Informationen entsprechend der strengen, gesetzlichen Auflagen der DSGVO und des BDSG arbeiten. Außerdem unterliegen sie der Kontrolle der Datenschutzaufsichtsbehörden.

 Woher bekommen die Auskunfteien ihre Daten?

Auskunfteien erhalten Bonitätsdaten zum einen aus öffentlichen Quellen. Hierzu zählen Schuldnerverzeichnisse der Amtsgerichte, Insolvenzmeldungen, der Bundesanzeiger sowie weitere öffentliche Register und Bekanntmachungen

Zum anderen können sie auf die Daten ihrer Vertragspartner zurückgreifen. Vertragspartner von Auskunfteien sind zum Beispiel Inkassobüros, Banken, Kreditkartenorganisationen, Einzel- und Versandhändler, Energieversorger und Telekommunikationsunternehmen.

Woher kommen Bonitätsdaten
Woher kommen meine Bonitätsdaten - Infografik

 Wer speichert was: die Auskunfteien im Überblick

Es gibt mehrere Wirtschaftsauskunfteien, die Bonitätsdaten sammeln und sie auswerten. Die bekanntesten, wichtigsten und größten Unternehmen in diesem Bereich sind unsere Partnerauskunfteien – Creditreform Boniversum und die SCHUFA. 

Sie können auf einen Datenbestand von 120 Millionen personenbezogenen Informationen sowie 42 Millionen Zahlungsinformationen (162 Millionen Informationen) zu etwa 55 Millionen Personen (Boniversum) bzw. 1,128 Milliarden Informationen zu fast 69 Millionen Personen in Deutschland (SCHUFA) zurückgreifen.

Welche Daten die beiden größten Auskunfteien sowie ihre kleineren Konkurrenten über dich sammeln und aus welchen Quellen sie stammen, erfährst du jetzt: 

Datenkategorie

SCHUFA

Creditreform Boniversum

Datenkategorie

Persönliche Merkmale

SCHUFA

Name 

Geburtsdatum

Adressdatendaten (aktuelle und frühere Adressen)

Creditreform Boniversum

Name 

Geburtsdatum

Adressdatendaten (aktuelle und frühere Adressen)

Datenkategorie

Girokonto

SCHUFA

Eigene Girokonten, Gemeinschaftskonten, (als Kontoinhaber eingetragen)

Nicht dazu zählen: undefinedundefinedundefined

Mehrere Konten (>2) wirken sich negativ aus

Generell positives Merkmal, besser mit Alter

Creditreform Boniversum

Eigene Girokonten, Gemeinschaftskonten (als Kontoinhaber eingetragen) 

Nicht dazu zählen: undefinedundefinedundefined

Die Beantragung zahlreicher Girokonten (ohne Erfolg) wirken sich negativ aus (mehrere Konten zu besitzen nicht)

Alter des Kontos selbst spielt keine Rolle

Datenkategorie

Kreditkarten

SCHUFA

Ausgabe von Kreditkarten (nur Karten mit Kreditrahmen)

Keine Debitkarten (direkte Kontoabbuchung) oder Prepaid Karten (Aufladung im Voraus)

Positiv i. d. R. nach einem Jahr, wird besser mit dem Alter

Mehr als 2 wirken sich dann negativ aus

Creditreform Boniversum

Ausgabe von Kreditkarten (nur Karten mit Kreditrahmen)

Keine Debitkarten (direkte Kontoabbuchung) oder Prepaid Karten (Aufladung im Voraus)

Generell positives Merkmal

Wird mit Alter besser

Anfrage mehrerer Kreditkarten - mit Absage - wirkt sich negativ aus (2,3 oder mehr Kreditkarten zu besitzen nicht)

Datenkategorie

Ratenkredite

SCHUFA

Ratenkredite

Nicht Immobilienkredite und Leasing, auch Kredite mit Partner

(KK ohne Einfluss)

Negativ, besonders bei mehreren hintereinander

Positiv bei Rückzahlung, nach letzter Rate Score oft besser als vorher

Creditreform Boniversum

Aufnahme eines Kredites wird mit Rückzahlung Positiv

(KK ohne Einfluss)

Vollständig zurückgezahlte Kredite Positive

(Hier gilt das Gleiche auch für Immobilienkredite)

Datenkategorie

Immobilienkredite

SCHUFA

Positiv, da vorher ausführliche Kreditwürdigkeitsprüfung, Sicherheit und statistische Gründe

Creditreform Boniversum

Behandlung wie auch Ratenkredite

Datenkategorie

Online-Käufe auf Rechnung

SCHUFA

Kurzes Darlehen, oft ohne Prüfung oder nicht bei jedem Kauf

Häufig (>5 im Jahr) negativ, da kleines Darlehen, besser nach 12 Monaten

Creditreform Boniversum

Kauf auf Raten (Positiv)

Wird auch nicht negativ durch Häufigkeit

Datenkategorie

Umzüge

SCHUFA

Bezieht sich lediglich auf den Umzug Ihres Hauptwohnsitzes. Zweitwohnsitze werden nicht berücksichtigt.

 Wenige Umzüge statistisch besser, daher weniger Umzüge positiv, mehrere negativ, Scoreeinfluss nimmt ab im Laufe der Zeit

Creditreform Boniversum

Bezieht sich lediglich auf den Umzug Ihres Hauptwohnsitzes. Zweitwohnsitze werden nicht berücksichtigt.

 Wenige Umzüge statistisch besser, daher weniger Umzüge positiv, mehrere negativ, Scoreeinfluss nimmt ab im Laufe der Zeit

Datenkategorie

Mobilfunk

SCHUFA

Abschluss Mobilfunkvertrag (Positiv)

Keine positiven Zahlungserfahrungen bei der SCHUFA siehe März 2022 

Creditreform Boniversum

Abschluss eines Mobilfunkvertrages (Positiv) Keine positiven Zahlungserfahrungen ohne Einwilligungsklausel  - mit Einwilligungsklausel also auch positive Zahlungserfahrungen

Datenkategorie

Bestehende oder abgeschlossene Leasingverträge mit Betrag und Laufzeit

SCHUFA

Positiv (nach positiver Zahlungserfahrung)

Creditreform Boniversum

Positiv (nach positiver Zahlungserfahrung)

Datenkategorie

Zahlungsausfälle

SCHUFA

Negative Zahlungserfahrungen

Unbezahlte Raten oder Rechnungen, gekündigte Kredite und überzogene Girokonten mit Dispokredit, bei denen ausstehende Beträge nicht bezahlt wurden, sowie Schuldnerverzeichniseinträge, Insolvenzen und titulierte, zur Insolvenz angemeldete oder anerkannte Forderungen.

Negativer Eintrag, hat eindeutig negativer Einfluss, bereits besser nach begleichen, negativer Einfluss erst nach Löschung (Löschfristen) komplett vorbei.

Harte Negativinformationen erhalten wir aus öffentlichen Registern und Bekanntmachungen, zum Beispiel aus Schuldnerverzeichnissen

Creditreform Boniversum

Negative Zahlungserfahrungen

Zu spät oder unvollständig gezahlte Raten und andere Forderungen, unbeglichene Forderungen, Missbrauch eines Kontos nach Nutzungsverbot, nicht bezahlte Forderungen nach gerichtlicher Entscheidung, Verbraucherinsolvenzverfahren, Haftbefehle zur Erzwingung der eidesstattlichen Versicherung.

Negativer Eintrag, hat eindeutig negativer Einfluss, bereits besser nach begleichen, negativer Einfluss erst nach Löschung (Löschfristen) komplett vorbei.

Harte Negativinformationen aus öffentliche Quellen wie zum Beispiel Gerichtsdaten, Inkassounternehmen und aus den eigenen Mahn- und Inkassoverfahren

Datenkategorie

Vorhandene Einzelinformationen

SCHUFA

1,128 Milliarden gespeicherte Informationen

Quelle: https://www.schufa.de/ueber-uns/schufa/so-funktioniert-schufa/

Creditreform Boniversum

Ca. 162 Millionen gespeicherte Informationen 120 Millionen personenbezogene Daten / 42 Millionen Zahlungsinformationen

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Creditreform#Gesch%C3%A4ftsfelder

Datenkategorie

Daten zu Personen

SCHUFA

68,7 Millionen Personen

Quelle: https://www.schufa.de/ueber-uns/schufa/so-funktioniert-schufa/

Creditreform Boniversum

Fast 61 Millionen Personen

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Creditreform#Gesch%C3%A4ftsfelder

Welche Daten die beiden größten Auskunfteie über dich sammeln und aus welchen Quellen sie stammen

Die anderen Auskunftei Informa Solutions (Arvato/ Infoscore / Experian) oder Crif haben weniger Daten oder Gesamtinformationen.

Doch auch bei unseren Partnerauskunfteien (SCHUFA und Boniversum) gibt es weitere Unterschiede. Nicht nur bei den Daten, die sie sammeln. Sondern auch bei der Verwendung dieser Daten:

So ist bei der Schufa eine dritte oder vierte Kreditkarte statistisch gesehen eher ein Risiko, negativer bewertet zu werden. Eine oder zwei Kreditkarten sind hingegen positiv – drei, vier oder fünf wirken sich hingegen eher negativ aus. Bei Creditreform Boniversum ist eine dritte oder vierte Kreditkarte nicht negativ. Wird allerdings ein Kreditkartenantrag abgelehnt, rechtfertigt das eine negativere Bewertung.

Ein anderes Beispiel ist der Immobilienkredit. Der wird bei der SCHUFA als besonders positiv betrachtet. Auf Grundlage statistischer Informationen und der Tatsache, dass eine ausführliche Bonitätsprüfung stattgefunden haben muss. Bei Boniversum ist der Immobilienkredit ebenfalls als positiv zu betrachten, jedoch ähnlich gewichtet wie ein Ratenkredit. Natürlich sind die Kredite nur dann positiv für dich, wenn du die Raten pünktlich bezahlst.

Erfahre hier mehr über die Unterschiede im Scoring:

Auskunfteien in Deutschland

Die Scorewerte der Auskunfteien

Dein Bonitätsscore bei bonify

Score unterschiedlich? Unterschiede bei den Daten und im Scoring sind der Grund

 Wie kann ich erfahren, welche Bonitätsdaten über mich gespeichert sind?

Jeder Verbraucher hat das Recht darauf, die eigenen Bonitätsdaten kostenlos zu prüfen. Diese Möglichkeit besteht nicht nur bei Auskunfteien, sondern bei allen Unternehmen, die personenbezogene Daten über dich speichern. 

Um alle Daten, welche bei der SCHUFA über dich gespeichert sind, einzusehen, kannst du einmal jährlich eine kostenlose Selbstauskunft nach Artikel 15 der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) anfordern. Mehr über die Selbstauskunft und wie du sie bestellst, erfährst du in unserem Artikel zu diesem Thema

Interessiert du dich lediglich für deinen SCHUFA-Basisscore, kannst du diese direkt und kostenlos bei bonify einsehen. Übrigens: Negative SCHUFA-Einträge wirst du dieses Jahr auch bei bonify sehen können. Auch positive werden folgen.

Außerdem kannst du mit bonify jederzeit online und ebenfalls kostenlos deine Bonitätsdaten von Creditreform Boniversum einsehen und prüfen. Du kannst falsche oder veraltete Informationen von Boniversum mit dem ScoreKorrektor sogar korrigieren oder löschen lassen – in wenigen Klicks. 

Möchtest du mehr über deine Bonität erfahren? Registriere dich gleich bei bonify und prüfe deine Bonitätsdaten.

Elisa Thiem