Schulden loswerden – So klappt’s auch ohne Privatinsolvenz

Ist dein Konto dauerhaft im Minus, kann das ganz schön belastend sein. Zu einem echten Problem nicht nur für die Psyche werden Schulden und offene Rechnungen dann, wenn sie dir über den Kopf wachsen. Wie du Schulden loswerden und der Schuldenfalle schnell auch ohne Privatinsolvenz entkommen kannst, zeigt dir unser Ratgeber.

Veröffentlicht am: 05.02.2025

Schulden loswerden ohne Insolvenz

Schulden belasten viele Menschen nicht nur finanziell, sondern auch psychisch. Allerdings ist nicht jede Art der Verschuldung negativ. Außerdem hast du – vom Schuldenerlass bis hin zum klassischen Bezahlen – verschiedene Möglichkeiten, um schuldenfrei zu werden. Welche Schulden „gute“ und welche „schlechte“ Schulden sind, wie du ohne Privatinsolvenz und aus eigener Kraft schuldenfrei werden kannst, erfährst du hier. Zudem zeigen wir dir, wann es sich lohnt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um der Schuldenfalle zu entkommen. 

 Diese Schuldenarten gibt es

Einer Bank, einem Unternehmen oder Freunden und Familie Geld zu schulden, ist nie angenehm. Dennoch sind aber nicht alle Schulden etwas Negatives. Vielmehr lässt sich zwischen guten und schlechten Schulden unterscheiden. Darüber hinaus muss zwischen Primärschulden und Sekundärschulden unterschieden werden. 

 Gute Schulden, schlechte Schulden

Gute und schlechte Schulden? Das klingt erst einmal lustig, hat aber einen realen, sinnvollen Hintergrund: Es gibt bestimmte Arten von Schulden, die als sinnvoll und zweckmäßig erachtet werden. Daneben gibt es Fälle, in denen die Aufnahme eines Kredits als unnötig erscheint. Selbstverständlich können sowohl sinnvolle als auch unnötige Schulden – insbesondere, wenn sie zusammentreffen – dafür sorgen, dass du dich finanziell übernimmst. Vermeidest du unnötige, schlechte Schulden aber so gut wie möglich, ist eine Überschuldung unwahrscheinlicher. 

Um schlechte Schulden zu vermeiden, musst du zuerst einmal wissen, was „guten Schulden“ und "schlechten Schulden“ überhaupt sind:

Von gute Schulden ist die Rede, wenn Kredite aufgenommen werden, um Investitionen in Güter vorzunehmen, die ihren Wert steigern oder zumindest halten. Nimmst du einen Kredit auf, um eine Immobilie zu kaufen oder deine Ausbildung zu finanzieren, sind das gute Schulden.

Schlechte Schulden liegen vor, wenn du Konsumgüter wie einen Fernseher, ein Smartphone oder einen Urlaub per Kredit finanzierst. Diese Güter sinken in ihrem Wert mit der Zeit oder verlieren ihn ganz. Hast du sie per Kredit finanziert, sind die Güter oft bereits wertlos, während du die aufgenommene Schuld noch tilgen musst.

Sonderfall Autofinanzierung: Kredite, die du zur Finanzierung eines Autos aufnimmst, stellen einen Sonderfall dar. Sie können sowohl gute als auch schlechte Schulden sein. Nimmst du einen Kredit auf, um ein Luxusauto zu finanzieren, auf das du auch verzichten könntest, gehört dieser zu den schlechten Schulden. Finanzierst du hingegen einen Kleinwagen für deinen Arbeitsweg, ist er eher den guten Schulden zuzuordnen. 

 Primärschulden und Sekundärschulden

Schulden lassen sich nicht nur in „gute“ und „schlechte“, sondern auch in Primärschulden und Sekundärschulden unterteilen:

Primärschulden sind vorrangige Verbindlichkeiten. Hierzu zählen sämtliche Zahlungsverpflichtungen, die für deine Existenz und die deiner Angehörigen von Bedeutung sind. Miet- und Energieschulden stellen Primärschulden dar. Gleichst du sie nicht aus, kann das existenzbedrohend werden.

Sekundärschulden sind nachrangig. Begleichst du diese Verbindlichkeiten nicht zeitnah, bedroht das deine Existenz oder die deiner Familie nicht unmittelbar. BAföG-, Konsum- oder Spielschulden gehören zu den Sekundärschulden. 

 Schulden schnell loswerden: Welche Schuld zuerst abbauen?

Die allermeisten Menschen können ihre Schulden nicht auf einen Schlag zurückzahlen. Kein Wunder – wäre die Rückzahlung kein Problem, hätten sie die Schulden sicherlich gar nicht. Hast du dir einen Überblick über deine finanzielle Situation verschafft, stellt sich die Frage, welche Schulden du zuerst zurückzahlen solltest. Dabei gilt:

Primärschulden müssen immer zuerst zurückgezahlt werden. Sie haben oberste Priorität und sollten auch dann zuerst zurückgezahlt werden, wenn noch weitere Gläubiger auf Zahlung drängen. Zahlst du Primärschulden nicht zurück, kann das existenzbedrohende Folgen haben. Achte bei deinem Schuldenabbau darum darauf, dass deine Existenzsicherung Vorrang hat. 

Bei der Rückzahlung von nicht existenzbedrohenden Sekundärschulden hast du mehrere Möglichkeiten: 

die höchste Schuldensumme zuerst: Das ist der mathematisch sinnvollste Weg aus den Schulden. Zahlst du die höchste Schuldensumme zuerst zurück, befreist du dich von der größten Schulden- und auch Zinslast. 

die niedrigste Schuldensumme zuerst: Zahlst du niedrige Schulden zuerst zurück, kann dich der schnelle Erfolg motivieren. Außerdem reduziert sich die Zahl deiner Gläubiger rasant, wenn du zuerst kleine Schuldenposten loswirst. 

Schulden zusammenfassen: Oft ist es sinnvoll, kleinere Schuldensummen zu einer großen zusammenzufassen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn du mehrere kleine, teure Kredite parallel hast. „Zusammenfassen“ bedeutet in diesem Fall: Du nimmst einen größeren, günstigeren Kredit auf und zahlst mit der Kreditsumme die kleineren Einzelkredite zurück. Anschließend zahlst du nur noch einen großen Kredit ab. Durch dieses Vorgehen sparst du unnötige Zinsausgaben.

 Die drei Wege zum Schuldenabbau

Es gibt mehrere Wege, auf denen du deine Schulden loswerden kannst. Welcher für dich der richtige ist, hängt davon ab, wie hoch deine Gesamtschuld ist und wie dringend die Forderungen beglichen werden müssen. Generell gibt es jedoch drei Wege, um schuldenfrei zu werden: 

Schulden durch Zahlung abbauen: Am einfachsten und nachhaltigsten wirst du deine Schulden los, indem du Kredite und sonstige Forderungen einfach zurückzahlst. Zugegeben, das ist oft leichter gesagt als getan und funktioniert nur dann, wenn du dir einen genauen Überblick über deine Finanzen verschaffst. In den allermeisten Fällen kannst du deine Schulden durch eine genaue Schuldenanalyse und die Vereinbarung leistbarer Raten mit den Gläubigern aber abbauen. 

Schulden durch Erlass loswerden: Sind dir deine Schulden derart über den Kopf gewachsen, dass du sie aus eigener Kraft nicht mehr zurückzahlen kannst, kann ein Schuldenerlass eine Option sein. Bei einem Schuldenerlass verzichtet der Gläubiger auf einen Teil des Geldes, das du ihm schuldest. Schuldenerlass und Rückzahlung kommen dabei oft zusammen, sodass du einen Teil deiner Schuld nach wie vor an den Gläubiger bezahlst. Auf den Rest verzichtet der Gläubiger. Warum sich der Gläubiger darauf einlassen sollte? Ganz einfach: Sind deine Schulden hoch und hast du viele verschiedene Gläubiger, gehen einzelne Gläubiger im Falle deiner Privatinsolvenz oft leer aus. Der teilweise Schuldenerlass ist daher für den Gläubiger oft die bessere Alternative. Damit ein Schuldenerlass möglich ist, solltest du unbedingt – eventuell mithilfe eines Schuldenberaters – offen mit deinen Gläubigern kommunizieren!

Privatinsolvenz: Ein weiterer Weg, um deine Schulden loszuwerden, ist die Privatinsolvenz. Unter der Privatinsolvenz ist ein gerichtliches Verfahren zur Schuldenregulierung zu verstehen. Das Verfahren dauert drei bis sechs Jahre und steht natürlichen Personen, die zahlungsunfähig sind und keine selbständige wirtschaftliche Tätigkeit ausüben oder ausgeübt haben, offen. Am Ende des Verfahrens steht die Restschuldbefreiung – also der Erlass aller bis dahin noch offener Schulden. Bedenke aber: Die Privatinsolvenz ist kein leichter Weg, um Schulden schnell loszuwerden! Während der sogenannten Wohlverhaltensphase des Verfahrens werden alle deine Einnahmen, die oberhalb der Pfändungsfreigrenze liegen, für die Schuldentilgung eingezogen. Während dieser Zeit darfst du keine neuen Schulden eingehen und hast mit einigen Einschränkungen zu rechnen. Die Privatinsolvenz ist daher stets der allerletzte Ausweg aus der Schuldenfalle. 

 Schuldenfrei in 7 Schritten – ohne Privatinsolvenz 

Du willst schnell schuldenfrei werden und brauchst dazu einen Fahrplan zur Orientierung? Kein Problem! Die folgenden sieben Schritte zeige dir, welche Maßnahmen du ergreifen kannst, um beinahe jede Schuldensumme zu bewältigen. Insbesondere bei größeren Schuldensummen und/oder mehreren Gläubigern helfen dir die folgenden Tipps und Tricks dabei, deine Schulden auch ohne Privatinsolvenz loszuwerden. 

1. Schritt: Verschaffe dir einen Überblick

Nur, wenn du alle deine Verbindlichkeiten und Gläubiger kennst, kannst du deine Schulden effektiv abbauen und schnell schuldenfrei werden. Fertige dazu eine Aufstellung aller offenen Forderungen und Gläubiger an. Anschließend kannst du deine Einnahmen deinen Ausgaben gegenüberstellen. Je nachdem, wie viel Geld du monatlich übrig hast, weißt du, wie viel dir monatlichen zum Begleichen deiner Schulden zur Verfügung steht.

Übrigens: Manchmal ist es gar nicht so leicht, sich einen Überblick über alle offenen Forderungen zu verschaffen. Neben deinen privaten Unterlagen kann dir darum auch bonify weiterhelfen.

Bei bonify erfährst du kostenlos, ob du negative Bonitätseinträge bei der SCHUFA hast und woher die Einträge rühren. Das hilft dir dabei, keine offene Forderung zu übersehen. 

2. Schritt: Senke deine Ausgaben auf ein Minimum

In vielen Haushalten lassen sich die monatlichen Ausgaben optimieren. Prüfe deine Ausgaben daher genau. Führe hierzu ein Haushaltsbuch oder verwende eine Haushaltsbuch-App, um alle deine Ausgaben zu dokumentieren. Anschließend kannst du unnötige Kosten von Markenprodukten, Abonnements oder ungenutzten Mitgliedschaften einsparen. Die frei gewordenen finanziellen Mittel kannst du nutzen, um deine Schulden abzubauen.

3. Schritt: Erstelle einen Plan zur Schuldenregulierung

Ein Schuldenregulierungsplan legst die Reihenfolge fest, in der du deine Schulden begleichst. Priorisiere die offenen Forderungen dabei nach ihrer Dringlichkeit (Primärschulden vor Sekundärschulden!). Es ist nämlich wichtig, dass du zuerst die Schulden tilgst, die in kurzer Zeit die größten Probleme verursachen könnten. Auch Forderungen, die ein Mahnverfahren nach sich ziehen könnten und somit deine Bonität beeinträchtigen, sollten Vorrang haben.

4. Schritt: Beginne mit kleinen Rückzahlungsschritten

Je größer dein Schuldenberg ist, umso wichtiger ist es, auch kleine Erfolge zu feiern. Nachdem du deine Primärschulden beglichen hast, sortierst du deine Verbindlichkeiten nach ihrer Höhe. Starte bei der Rückzahlung anschließend mit den kleineren Beträgen, beispielsweise mit dem Ausgleichen deines Dispositionskredits. So wird die Liste deiner Gläubiger schnell kürzer. Das sorgt für Motivation und vereinfacht die Kommunikation mit vielen Gläubigern.

5. Schritt: Steigere deine Einnahmen

Parallel zur Reduzierung deiner Ausgaben solltest du deine Einnahmen steigern. So wirst du deine Schulden noch schneller los. Möglichkeiten, um deine Einnahmen zu steigern, sind etwa bezahlte Überstunden, die Aufnahme eines Nebenjobs oder der Verkauf nicht benötigter Gegenstände.

6. Schritt: Denk über eine Umschuldung nach

Nicht nur deine eigentlichen Schuldbeträge, sondern auch anfallende Zinsen musst du an deine Gläubiger zahlen. Gerade die Zinsen verursachen dabei m Laufe der Zeit erhebliche Kosten. Möchtest du Zinskosten senken, kann die Umschuldung auf einen günstigeren Privatkredit eine Möglichkeit sein, die Zinslast zu reduzieren. 

Bei einer Umschuldung nimmst du einen neuen, günstigen Kredit auf, um die bestehenden Schulden zu begleichen. So sparst du dank günstigerer Konditionen Zinskosten. 

7. Schritt: Hol dir professionelle Unterstützung

Die Schuldenbereinigung kann ein komplexer Prozess sein. Er setzt das Verständnis der eigenen Situation und Finanzen voraus und kann psychische sehr belastend sein. Es ist darum verständlich, wenn du das Gefühl hast, dein Schuldenproblem dauerhaft nicht alleine bewältigen zu können. Sollte es dir so gehen, zögere nicht, dir professionelle Hilfe zu suchen und nimm Kontakt zu einer Schuldnerberatung auf.

Ein Schuldnerberater kann dir dabei helfen, deine finanzielle Lage zu analysieren, Fragen beantworten und realistische Schuldenbereinigungspläne erstellen. Außerdem hilft er dir nicht nur dabei, deine Schulden abzubauen, sondern unterstützt dich auch bei der Kommunikation mit deinen Gläubigern. Insbesondere bei höheren Schuldensummen kann die Beratung der Weg sein, um auch ohne Privatinsolvenz schuldenfrei zu werden. 

Veröffentlicht am: 05.02.2025