Effektiver Jahreszins: Alles, was du über den Effektivzins wissen musst

Wie unterscheiden sich Sollzins und Effektivzins? Und warum solltest du beim Kreditvergleich immer auf den effektiven Jahreszins achten? Alles, was du zum Vergleichen von Effektivzinsen wissen musst, erklären wir dir in diesem Beitrag!

Julia Ptock
Effektiver Jahreszins: Fragezeichen beim Effektivzins

Mit dem effektiven Jahreszins können Verbraucher am besten die Kosten verschiedener Kreditangebote miteinander vergleichen.

Der Effektivzins enthält in der Regel neben den Sollzinsen alle anderen Kosten eines Kredits, z.B. Bearbeitungsgebühren.

Der effektive Jahreszins muss gesetzlich laut Preisangabenverordnung (PAngV) jedem Kreditsuchenden genau mitgeteilt werden.

Wenn du dir überlegst, einen Kredit zu beantragen, und/oder bereits die ersten Kreditvergleiche angestellt hast, bist du sicherlich auch schon über den effektiven Jahreszins und den Sollzins gestolpert. Falls du dich schon immer gefragt hast, was sich hinter den Begriffen verbirgt, worin sich die Zinsarten unterscheiden und wie sich beispielsweise der effektive Jahreszins berechnet – wir geben dir die Antworten!

In Deutschland sind Kreditinstitute nach § 6 Preisangabenverordnung (PAngV) gesetzlich dazu verpflichtet, neben dem Sollzins auch den effektiven Jahreszins – oder bei Krediten mit einem variablen Zinssatz den anfänglichen effektiven Zinssatz – anzugeben. Der Gesetzgeber will so sicherstellen, dass die Kunden eine Übersicht über die Gesamtkosten des Kredites erhalten und die Angebote vergleichen können.

 Was ist der effektive Jahreszins?

Wenn du Kreditangebote vergleichst, wird immer der sogenannte “effektive Jahreszins“ aufgeführt. Dieser liegt höher als der ebenfalls aufgeführte Sollzins. Das liegt daran, dass der effektive Jahreszins die jährlichen Gesamtkosten eines Kredits, bezogen auf die gesamte Kreditsumme und die vollständige Laufzeit des Darlehens, angibt.

Als Verbraucher sieht man so auf einen Blick, welche Kosten im Rahmen des Kredits auf einen zukommen. Zudem ermöglicht der effektive Jahreszins – oder kurz Effektivzins – die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Kreditangebote.

Es gibt auf dem Markt auch Angebote, die von einem “anfänglich effektiven Jahreszinssatz“ sprechen. Mit dieser Formulierung hält sich das Kreditinstitut eine Änderung des Effektivzinses während der Laufzeit des Kredites offen. Dies kommt meist dann vor, wenn die Kreditlaufzeit besonders lang ist. Als Kreditnehmer solltest du dir vorher genau überlegen, ob so ein Angebot für dich infrage kommt. Wenn der Effektivzins neu verhandelt wird, kann das sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben.

Entscheidest du dich beispielsweise für einen festen effektiven Jahreszins und würden die Zinsen nach 10 Jahren bspw. deutlich günstiger werden, müssten trotzdem die höheren Zinsen weiter gezahlt werden. Andererseits: Sollte der Zinssatz aufgrund der Marktsituation nach 10 Jahren steigen, sparst du bei festem Zinssatz bares Geld.

 Was ist der Unterschied zwischen Effektivzins und Sollzins?

Der Begriff Sollzins wird erst seit der Erneuerung der Verbraucherkreditrichtlinie (Juni 2010) verwendet. Vorher war der Begriff “Nominalzins“ gängig.

Der Sollzins gibt die reine Verzinsung des Kredites ohne weitere Kosten an und wird vor allem für die Ermittlung der Höhe der einzelnen Kreditraten benötigt. In der Regel wird er pro Jahr (per anno, abgekürzt p.a.) angegeben und beschreibt Zinsfestlegung über ein Jahr. Handelt es sich um einen “gebundenen Sollzins“ bleibt der Zinssatz über die gesamte Laufzeit des Kredites unverändert. Kredite ohne Sollzinsbindung unterliegen hingegen den Schwankungen der Zinssätze.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Der Sollzinssatz meint nur die konkreten Zinsen, die für das Darlehen gezahlt werden müssen. Die gesamten Kosten des Kredits lassen sich nicht erkennen, da die anderen Gebühren nicht einkalkuliert wurden. Diese werden im effektiven Jahreszins angegeben.

 Wie setzt sich der effektive Jahreszins zusammen?

Der effektive Jahreszins wird entgegen der allgemeinen Annahme nicht einfach festgelegt, sondern mit einer Formel berechnet. Dabei kann die konkrete Höhe des Effektivzinses aufgrund der Faktoren, die zur Berechnung herangezogen werden, variieren.

Generell lässt sich festhalten, dass sich der effektive Jahreszins aus

Sollzins,

Tilgungskosten,

Zinsfestschreibungsdauer und

Auszahlungskurs zusammensetzt.

Außerdem haben folgende Aspekte Einfluss auf die Höhe des Zinssatzes:

Der Leitzins

Der Leitzins ist der Zinssatz, der von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt wird. Er gilt als Orientierung für die Kreditzinsen. Es gilt: Je niedriger der Leitzins, desto niedriger auch der von den Banken festgelegte Sollzinssatz für Kredite und daraus resultierend der effektive Zinssatz.

Kreditlaufzeit

Auch die Länge der Kreditlaufzeit wirkt sich die Höhe des effektiven Jahreszinses aus. Je länger die Laufzeit, desto höher werden die Zinsen. Die Zinsen sind bei einer Laufzeit von 12 Monaten also geringer, als bei 48 Monaten Laufzeit. Der Grund: Mit der Länge der Kreditdauer steigt auch das Zahlungsausfallrisiko für die Bank. Der Zinssatz lässt sich demnach durch eine schnellere Rückzahlung senken.

Verwendungszweck

Bei Krediten unterscheidet man zwischen “zweckgebundenen“ und “frei verwendbaren“. Erste gehen in der Regel mit niedrigeren Zinsen einher, weil sich die Kreditinstitute durch den festgelegten Verwendungszweck Sicherheiten versprechen und von einem geringeren Risiko bezüglich Zahlungsausfällen ausgehen.

Kreditart

Dispokredite und Minikredite haben oft einen eher hohen Zinssatz, während langfristige Kredite im Verhältnis zum Kreditvolumen eher niedrigere Zinssätze aufweisen.

Bonität

Was die wenigsten wissen: Auch die eigene Bonität hat Auswirkungen auf die Höhe der Zinsen. Je besser die Bonität des Kreditnehmers, desto geringer fällt der Sollzinssatz aus.

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Apropos Bonität: Da sich die eigene Bonität auf den effektiven Jahreszins auswirkt, können die tatsächlichen Kreditangebote von den Vergleichswerten bzw. Werbeangeboten der Vergleichsportale abweichen. Aus diesem Grund schreibt der Gesetzgeber vor, dass bei Kreditvergleichen ein Durchschnittswert anzugeben ist.

Entsprechend wird bei der Werbung für bonitätsabhängige Ratenkredite immer ein ⅔-Zinssatz angegeben. Dieser Durchschnittswert ist als ein repräsentatives Beispiel für einen Effektivzinssatz zu verstehen, zu welchem mindestens zwei Drittel der Kreditnehmer einen Kredit erhalten würden.

 Vorsicht vor weiteren Kosten

Im effektiven Jahreszins sind aber nicht zwangsläufig alle Gebühren und preisbestimmenden Faktoren enthalten, die die Bank erhebt. Es kann sein, dass die Bank zusätzliche Kosten für Kontoführungsgebühren berechnet. Auch sogenannte Bereitstellungszinsen (Bereitstellungszinsen entstehen durch nicht genutzte, aber bereitgehaltene Darlehen) werden nicht immer im effektiven Jahreszins ausgewiesen.

Ebenfalls nicht im effektiven Jahreszins enthalten sind die Kosten für die sogenannten Restschuldversicherungen. Diese Kosten dürfen von den Kreditinstituten separat ausgewiesen werden, da sie unabhängig von der Gewährung des Kredites sind.

 Wie wird die Höhe des Effektivzinses berechnet?

Wie schon erwähnt, wird der effektive Jahreszins nicht einfach festgelegt, sondern berechnet. Dafür wird meistens die sogenannte Uniform-Methode benutzt.

Aber Achtung: Die Uniform-Methode ist eine vereinfachte Berechnungsmethode. Zudem kann mit der Methode nur bei zinsgebundenen Krediten eine Abschätzung des Effektivzinssatzes vorgenommen werden.

Die Formel für die Uniform-Methode zur Berechnung des effektiven Jahreszinses lautet:

Begriffserklärung:

Begriffserklärung:

Kreditkosten

Ist der Anteil, den der Kreditnehmer zusätzlich zum eigentlich geliehenen Geld zurückzahlen muss. Die Kreditkosten können auf unterschiedliche Weise berechnet werden.

Der Auszahlungsbetrag wird von der gesamten Rückzahlung subtrahiert. Kreditkosten = gesamte Rückzahlung - Auszahlungsbetrag

Die Höhe der monatlichen Rate (also die Kosten pro Monat) wird mit der Anzahl der Laufzeitmonate multipliziert. Anschließend wird der Auszahlungsbetrag abgezogen. Kreditkosten = Anzahl der Raten x Ratenbetrag - Auszahlungsbetrag

Begriffserklärung:

Nettodarlehensbetrag

Ist die Summe, die übrig bleibt, wenn der gesamte Darlehensbetrag um die Kreditkosten subtrahiert wird.

Nettodarlehensbetrag = Darlehensnennbetrag - Kreditkosten

Wenn du den effektiven Jahreszins nicht selbst berechnen willst, kannst du auch kostenlose Rechner nutzen.

 Vorteile und Nachteile des effektiven Jahreszinses

Der effektive Jahreszins hat für Verbraucher einige Vorteile, aber auch bestimmte Nachteile.

Dank des effektiven Jahreszinses werden die Gesamtkosten für Verbraucher schneller ersichtlich, allerdings zeigt er eben auch nur die Gesamtkosten an. Eine Herkunft der anfallenden Kosten und welchen Anteil sie am Effektivzins haben, wird nicht ersichtlich.

Auch wenn Kreditangebote durch den Effektivzins einfacher zu vergleichen sind und die Kalkulation der eigenen Kosten sehr viel einfach wird, muss man als Kreditnehmer dennoch daran denken, dass nicht alle möglichen Nebenkosten im effektiven Jahreszins enthalten sind.

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Julia Ptock