Gewaltsame Bonitätsprüfungen & Negativmerkmale: Daher kommt das Schlitzohr, Yakuza und Co.

Früher wurde nicht lang gefackelt, wenn jemand seine Schulden nicht zurückzahlte - ob Schlitzohr oder Finger ab. Über die etwas andere Art der Bonitätsprüfung

Elisa Thiem
Gewaltsame Bonitätsprüfung

Wie Du weißt, prüfen Auskunfteien die Kreditwürdigkeit, auch als Bonität bezeichnet, von Verbrauchern, um einerseits Unternehmen und Banken vor Zahlungsausfällen zu schützen und das Risiko eines Vertragsabschlusses einzuschätzen. Gleichzeitig werden aber auch Verbraucher, die einen Vertrag oder Kredit abschließen möchten vor Überschuldung geschützt, indem denjenigen, die Negativeinträge haben, die Option weitere Schulden zu machen, verwehrt wird.

Wer mit seinen Schulden bereits in die Bredouille gekommen ist und sich durch ein langwieriges Insolvenzverfahren mit harten Negativmerkmalen kämpfen musste, hat erst einmal eine schlechte Bonität und kommt für Ratenfinanzierungen, den Kauf auf Rechnung, Kredite oder auch neue Verbrauchertarife und Handyverträge nicht in Frage – bleibt aber sonst unversehrt.

Anders war das zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

 Andere Zeiten, andere Sitten und ausgekochte Schlitzohren

Früher konnte man Menschen, die sich etwas zu Schulden kommen ließen oder ihre Ehre verloren, auf einen Blick erkennen und zwar durch den Schlitz im Ohr. Der genaue Wortursprung ist nicht ganz eindeutig:

Eine Theorie ist, dass Handwerker einen goldenen Ohrring mit ihrem Wappen trugen, der im Grunde als finanzielle Absicherung, als berühmten Notgroschen, galt. Hat sich ein Handwerker etwas zu Schulden kommen lassen, wurde ihm der Ohrring herausgerissen und er wurde so als Schlitzohr markiert. Dieses körperliche Merkmal signalisierte jedem sofort, dass er es mit einem Betrüger zu tun hatte. Diejenigen mit einem Schlitz im Ohr hatten es folglich schwer, ehrbare Berufe auszuüben, wurden aus der Gesellschaft verbannt und hatten gar keine andere Wahl, als „schlitzohrig“ kriminell über die Runden zu kommen.

Andere Quellen besagen, dass die Strafe nicht nur an Handwerker mit dem Ohrring der jeweiligen Zunft verhängt wurde, sondern generell allen Kleinbetrügern, die gekennzeichnet werden sollten; zum Beispiel betrügerische Bäcker, die Brote zu klein backten.

Eine sehr alte und für immer bleibende Form des Negativeintrags quasi.

 Nichts für schwache Nerven: Yakuza und die italienische Mafia

Moderner und nicht selten noch brutaler gehen noch heute organisierte Verbrecherbanden mit Schuldnern um, die ihre Zahlungen nicht begleichen können. Die italienische Mafia beispielsweise vergab in Zeiten der Finanzkrise Geld an verzweifelte Bürger mit Zinsen bis zu 400 Prozent. Wer das nicht zurückzahlen konnte, sah sich der Mafia und ihren Launen ausgesetzt.

Noch eine Spur weiter gehen die Yakuza, kriminelle Organisationen mit einer langen Tradition aus Japan, die zum Beispiel verzweifelten Spiel- oder Drogensüchtigen Kredite mit horrenden Zinsen anbieten und bei Nichtbegleichen der Schuld den „Toritateya“, den Schuldeneintreibern und deren Gewalt aussetzen.

 Schulden nicht bezahlt? Finger ab!

Spielsüchtige, die ihre Schulden nicht begleichen konnten oder Yakuza-Mitglieder, die Befehle nicht befolgt haben, wurden Opfer der Yubitsume-Praktik. Dafür legt das Opfer ein weißes Tuch auf den Tisch, bindet sich die Fingerkuppe mit einer Schnur ab, schneidet sich selbst mit einem scharfen Messer die Fingerkuppe ab (und zwar ohne die Miene zu verziehen) und überreicht sie seinem Gläubiger oder Chef. Akzeptiert dieser das abgeschnittene Körperteil, wird dem Opfer vergeben. Traditionell wird mit dem kleinen Finger der linken Hand begonnen. Der Ursprung findet sich in der japanischen Schwertkunst. Hier galt der Verlust des kleinen Fingers als schwerwiegend, da dieser für den optimalen Griff am Schwert sorgt.

Eine der absoluten Bekanntheiten der Yakuza-Führer ist Taoka Kazuo, der die Zinsen seiner Opfer, also deren Fingerkuppen, in Spiritus einlegte und in Gläsern ausstellte.

Wie angenehm erscheint dagegen plötzlich der stinknormale Inkassobrief.

 Der Rat der Zehn im 16. Jahrhundert

Weniger gewalttätig, aber dennoch sehr mächtig, waren die Listen über zuverlässig zahlende Kaufleute, geführt vom Rat der Zehn. Schon im 16. Jahrhundert führte dieser in der damaligen Handelshochburg Venedig Listen mit unzuverlässigen oder nicht zahlungsfähigen Geschäftspartnern. Wer hier vermerkt war, galt als insolvent und kam für weitere Geschäfte nicht in Frage.

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Elisa Thiem