Warum du einen Dispo haben, aber möglichst nicht nutzen solltest

Mit einem Dispositionskredit – oder kurz Dispo – kannst du mehr ausgeben, als du eigentlich auf deinem Girokonto hast. Warum du einen Dispo zwar haben, ihn aber möglichst nicht nutzen solltest, erfährst du hier.

Veröffentlicht am: 19.12.2024

dispo haben, nicht nutzen

Der Dispokredit ist gemeinsam mit dem Girokonto das wohl bekannteste Finanzprodukt. Sicherlich hast du aber auch schon mal gehört, dass der Dispo als besonders teuer und obendrein als einer der schnellsten Wege in die Schuldenfalle gilt. Dennoch raten wir dir, einen Dispo zu haben. Wie kann das sein?

Ganz einfach: In einem wichtigen Punkt ist der Dispo besser als sein Ruf. Wird dir die Kreditlinie nämlich von der Bank gewährt, wirkt sich das positiv auf deine Bonität aus. Wie es sein kann, dass eine Kreditlinie deine Kreditwürdigkeit verbessert und was du beachten musst, damit es wirklich klappt, zeigen wir dir im Folgenden.

 Dispo: Was ist das eigentlich?

Ein Dispokredit ist eine Art „Kredit auf Abruf“: Eine Kreditlinie, die dir deine Bank zur Verfügung stellt und über die du spontan und nach Bedarf verfügst. Hat dir deine Bank einen Dispo eingeräumt, kannst du faktisch mehr Geld ausgeben, als du eigentlich auf deinem Girokonto hast. Du darfst nämlich bis zur vereinbarten Summe ins Minus rutschen.

Die Rückzahlung deines Kredits läuft anschließend genauso flexibel wie die Auszahlung. Es gibt keine festen Rückzahlungsraten oder ein bestimmtes Datum. Stattdessen funktioniert die Tilgung automatisch. Das bedeutet: Sobald Geld auf dein Konto eingeht, wird der Betrag automatisch zur Rückzahlung des Dispos verwendet. Wichtig zu wissen ist allerdings: Du musst mehr zurückzahlen als du tatsächlich abgehoben oder ausgegeben hast. Für die Nutzung des Dispos musst du nämlich Zinsen zahlen.

 Wann bekommst du einen Dispo?

Ob und in welcher Höhe dir deine Bank eine Kreditlinie gewährt, hängt von deiner Kreditwürdigkeit und insbesondere von den regelmäßig auf deinem Girokonto eingehenden Einzahlungen ab. Hast du etwa ein regelmäßiges Einkommen, das auf deinem Konto eingeht, ist es wahrscheinlich, dass dir die Bank einen Dispo einräumt. Allerdings hat jede Bank eigene Richtlinien, wenn es um die Gewährung von Krediten geht. Es gibt also nicht den einen Anforderungskatalog, den du bei allen Banken gleichermaßen erfüllen musst.

Üblicherweise achten Banken bei der Gewährung eines Dispos aber auf folgende Punkte rund um Einkommen und Zahlungsmoral:

Regelmäßige Einnahmen: Gehen dein Gehalt, deine Rente oder andere Einnahmen regelmäßig auf deinem Girokonto ein, ist es wahrscheinlich, dass die Bank dir einen Dispo einräumt.

Zuverlässige Kontoführung: Weist dein Konto keine häufigen Überziehungen oder Rückbuchungen auf, erhöht das deine Chancen auf einen Dispo.

 Warum du unbedingt einen Dispo haben solltest

Ein Dispo kann praktisch sein, wenn unvorhergesehene größere Ausgaben auf dich zukommen. Es gibt jedoch noch einen weiteren Grund, warum du dir die Kreditlinie von deiner Bank einräumen lassen solltest: Der Dispo kann sich positiv auf deine Bonität auswirken! Du fragst dich jetzt vielleicht, wie es sein kann, dass sich ein vergleichsweise teurer Kredit positiv auf deine Kreditwürdigkeit auswirken kann. Dafür gibt es jedoch eine einfach und gleichzeitig logische Erklärung: 

Räumt dir deine Bank einen Dispo ein, teilt sie das der SCHUFA oder anderen Wirtschaftsauskunfteien mit. Allerdings wird der Dispo nicht als negative, sondern als positive Information bei der Bewertung deiner Zahlungszuverlässigkeit berücksichtigt. Mit anderen Worten: Der Dispo macht, dass dein SCHUFA-Basisscore steigt.

Warum das so ist? Hat die Bank dir einen Dispo eingeräumt, interpretierten Wirtschaftsauskunfteien das als Vertrauen, das die Bank dir entgegenbringt. Außerdem hat die Bank Einblicke in deine Einnahmen und Ausgaben. Wird dir ein Dispo eingeräumt, ist davon auszugehen, dass deine Einnahmen und Ausgaben in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Auskunfteien wie die SCHUFA kennen deine Einnahmen und Ausgaben zwar nicht, verlassen sich aber auf die Einschätzung der Banken rund um die Dispo-Gewährung und werten den Kreditrahmen daher positiv. 

 Darum solltest du den Dispo zwar haben, aber nicht nutzen!

Wird dir ein Dispo eingeräumt, wirkt sich das erst einmal positiv auf deine Kreditwürdigkeit aus. Aber Vorsicht: Der Dispo kann auch anders!

Nutzt du deinen Dispo dauerhaft und bist regelmäßig über einen längeren Zeitraum im Minus, wirkt sich das negativ auf die Bewertung deiner Bonität durch die Bank aus. Es entsteht der Eindruck, dass du deine Finanzen nicht im Griff hast. Brauchst du in der Zukunft einen Kredit, kann das deine Chancen verschlechtern. 

Bist du dauerhaft im Minus, kannst du den genutzten Kredit irgendwann nicht mehr vollständig tilgen. Vielleicht kannst du den Dispo mit deinem Gehalt ausgleichen, gleichzeitig fallen aber jeden Monat wieder Fixkosten wie Miete und auch Kreditzinsen an. Irgendwann bist du gezwungen, einen weiteren Kredit aufzunehmen, um den Dispo auszugleichen oder rutschst sogar in die geduldete Überziehung (Überziehungskredit). Sowohl die geduldete Überziehung als auch zu viele offene Kredite können sich negativ auf deine Bonitätsbewertung durch die SCHUFA auswirken. 

Der Dispo kann dich zu impulsiven Käufen verleiten, die du dir eigentlich gar nicht leisten kannst. 

Der Dispo ist teuer. Schließlich bieten ihn dir Banken nicht aus Freundlichkeit an, sondern weil sie Geld verdienen wollen. Im März 2024 lag der durchschnittliche Dispozins bei 12 Prozent jährlich. Klassische Verbraucherkredite sind viel günstiger. 

 Wann ist es sinnvoll, den Kreditrahmen (ausnahmsweise) zu nutzen?

Obwohl du die Nutzung deines Dispos besser vermeiden solltest, kann der Kreditrahmen in bestimmten Situationen sehr nützlich sein. Allerdings solltest du ihn nur für möglichst kurze Zeit und nur in Ausnahmefällen in Anspruch nehmen. Etwa:

bei unvorhergesehenen Ausgaben: Deine Waschmaschine ist kaputt, aber dein Notfallfonds aufgebraucht? In diesem Ausnahmefall kann es sinnvoll sein, den Dispo kurzfristig in Anspruch zu nehmen.

in Übergangsphasen: Du bist gerade zwischen zwei Jobs und es ist eine finanzielle Lücke entstanden? Ist absehbar, dass sich deine Einnahmen bald wieder erhöhen, kannst du den Dispo kurzfristig zur Überbrückung nutzen.

 So kannst du die Dispo-Nutzung vermeiden

Am Monatsende sieht es auf deinem Konto öfter mal eher mau aus? Dann solltest du – auch zum Schutz deiner Bonität – über eine Dispo-Alternative nachdenken. Du hast mehrere Möglichkeiten: 

einen Rahmenkredit vereinbaren

Ein Rahmenkredit ähnelt einem Dispo: Die Bank räumt dir eine feste Kreditlinie ein und du kannst sie flexibel nutzen und zurückzahlen. Anders als beim Dispokredit ist der Rahmenkredit allerdings nicht fest mit deinem Girokonto verknüpft.  Außerdem verlangen Banken gelegentlich, dass du einen festen Teil des geliehenen Gelds jeden Monat zurückzahlst. 

die Kredit­karte nutzen

Ist das Geld auf deinem Konto knapp, kann es helfen, deine Kreditkarte statt deiner Girocard zum Bezahlen zu verwenden. Das verschafft dir ein paar Tage Luft, da du das ausgegebene Geld nicht sofort, sondern erst zum Buchungstag der Kredit­karte auf deinem Konto haben musst.

Veröffentlicht am: 19.12.2024