Einen Notfallfonds anlegen – so geht’s!
Ein Notfallfonds – oder Notgroschen – ist eine wichtige Säule deiner Finanzplanung. Wie du deinen Notfallfonds am besten aufbaust und warum das finanzielle Polster so wichtig ist, erfährst du hier.
Mal läuft alles wie am Schnürchen, mal hält das Leben die ein oder andere Überraschung bereit. Nicht alle Überraschungen sind dabei positiv. Im Gegenteil: Manche gehen sogar richtig ins Geld und bringen hohe, unerwartete Ausgaben mit sich. Finanzielle Rücklagen helfen dir dabei, auch angesichts unvorhergesehener finanzieller Herausforderungen nicht die Nerven zu verlieren. Hast du ein kurzfristig verfügbares finanzielles Polster in Form eines Notgroschens, können dich finanzielle Notfälle nicht aus der Fassung bringen.
Als Notgroschen oder Notfallfonds bezeichnet man Rücklagen, auf die du nur in finanziellen Notfällen zurückgreifst. Der Notfallfonds stellt sicher, dass du auch dann liquide bleibst, wenn mal etwas schiefgeht. Um die nötige Liquidität sicherzustellen, empfiehlt etwa die Verbraucherzentrale drei bis sechs Monatsgehälter als Notgroschen zurückzulegen. Selbstverständlich kannst du die Höhe der finanziellen Reserve aber an deine Lebenssituation anpassen. Du kannst also auch eine Rücklage bilden, die deine gesamten Lebenshaltungskosten für einen oder mehrere Monate deckt. Die genaue Höhe hängt auch dabei von deiner individuellen Lebenssituation ab.
Worauf du beim Anlegen deines Notfallfonds achten solltest und wie du dein Geld so investierst, dass du im Ernstfall sofort darauf zugreifen kannst, erfährst du hier.
Darum lohnt es sich, einen Notfallfonds anzulegen
Ein Notfallfonds dient deiner finanziellen Absicherung und stellt sicher, dass du auf unerwartete Ereignisse und unvorhergesehene Ausgaben vorbereitet bist. Hast du auf die Einrichtung eines Notfallfonds gesetzt, kannst du im Notfall auf deine Reserve zurückgreifen. Hohe Kosten für Kredite oder die Bitte um “Almosen” von Freunden und Familie kannst du dir so sparen.
Kurz gesagt: Der Sinn eines Notfallfonds ist es, dich abzusichern. In unerwarteten Notlagen oder bei besonderen Ereignissen kannst du auf die Rücklage zurückgreifen. So hast du die Möglichkeit, spontan eine neue Waschmaschine oder eine plötzlich nötige Autoreparatur zu finanzieren. Gleichzeitig gerätst du durch die unvorhergesehene Ausgabe aber nicht in finanzielle Schieflage und kannst auch deinen anderen finanziellen Verpflichtungen weiterhin nachkommen.
Wer braucht einen Notfallfonds?
Ein Notfallfonds ist für absolut jeden sinnvoll. Baust du eine Rücklage in Form eines Notfallfonds auf, investierst du nämlich aktiv in deine Zukunft. Sollte wirklich einmal ein kleinerer oder größerer Notfall auftreten, hast du bereits vorgesorgt und kannst dich voll und ganz auf die Problemlösung konzentrieren. Die finanziellen Aspekte können dich dabei nicht aus der Fassung bringen.
Wir empfehlen darum jedem, etwas Geld auf die hohe Kante zu legen, wenn die Möglichkeit dazu besteht! Dein Zukunfts-Ich wird es dir danken – schließlich hat eine finanzielle Rücklage in Form eines Notfallfonds unter anderem folgende Vorteile:
Die Gewissheit, in plötzlich auftretenden Notsituationen ein finanzielles Sicherheitsnetz zu haben
Du setzt dich mit deiner finanziellen Zukunft auseinander. Das hilft dir dabei, seltener vorschnelle Finanzentscheidungen zu treffen und langfristig zu planen
Durch deinen Notfallfonds musst du bei finanziellen Engpässen nicht auf andere Sparkonten zurückgreifen oder sogar einen Kredit aufnehmen.
Notgroschen: So viel solltest du für Notfälle sparen
Als Faustregel kannst du im Hinterkopf behalten, dass du etwa drei bis sechs Monatsgehälter als Notgroschen zur Seite legen solltest – das empfiehlt etwa die Verbraucherzentrale. Andere Formeln besagen, dass du pro Monat etwa fünf Prozent deines Netto-Einkommens zur Seite legen solltest. Erhältst du Sonderzahlungen, Weihnachtsgeld oder einer Steuererstattung, sollten ganze 30 Prozent davon auf die hohe Kante wandern.
Allerdings solltest du die Faustregeln rund um deinen Notgroschen nicht zu ernst nehmen. Wie viel Geld du persönlich für den Notfall sparen solltest, hängt immer auch von deinen individuellen Lebensumständen und deinem Lebensstil ab. Insbesondere ist die Höhe deines Notfallfonds nicht allein von deinen Einnahmen, sondern auch von deinen monatlichen Ausgaben abhängig. Speziell deine Ausgaben entscheiden nämlich darüber, wie viel Sicherheit du brauchst, um ruhiger schlafen zu können. Das bedeutet:
Passe deine Rücklagen an deine finanzielle Situation an
Als Faustformel gilt, dass dein Notgroschen deine monatlichen Lebenshaltungskosten (inklusive Miete, Gas, Strom, Versicherungen usw.) im Idealfall für drei bis sechs Monate abdecken sollte. Welcher Betrag so zusammenkommt, hängt von deinen individuell anfallenden Fixkosten ab. Die Unterschiede können hier – je nach Lebensstil – groß sein.
Kannst du dir derart große Rücklagen aktuell nicht erlauben, sollte dein Notgroschen zumindest ausreichen, um kleinere Notfälle, die sich im Alltag ergeben können, abzudecken.
Welche Summe dabei genau nötig wird, kannst du kaum vorhersehen. Was du aber tun kannst: Deine Lebenssituation anschauen und bewerten, welche zukünftigen Ausgaben auf dich zukommen könnten. Einige Beispiele für mögliche Ausgaben sind:
Kosten für eine notwendige Autoreparatur, falls du ein pannenanfälliges Auto hast
Tierarztrechnungen, falls du ein Haustier hast
Zahnarztrechnung, falls du häufiger Zahnprobleme hast
Kosten für Haushaltsgeräte, falls deine Gerätschaften schon in die Jahre gekommen sind
Hast du dir einen Überblick darüber verschafft, welche Ausgaben in Zukunft möglicherweise notwendig werden könnten, kannst du die Höhe der erforderlichen finanziellen Rücklagen einschätzen: Trifft keiner der oben genannten Punkte auf dich zu, sollten etwa 500 Euro – erst einmal – ausreichen. Treffen mehrerer Punkte auf dich zu, solltest du auf Nummer sicher gehen und möglichst 2.500 Euro zur Seite legen.
Und besonders wichtig: Musstest du aufgrund eines Notfalls auf deine Rücklage zurückgreifen, solltest du sie schnellstmöglich wieder aufstocken!
So baust du deinen Notfallfonds auf
Sitzt das Geld bei dir nicht ganz so locker, mag dir der Aufbau eines Notfallfonds schwierig oder vielleicht sogar unmöglich vorkommen. Hältst du dich jedoch an die einfachen Schritte, die wir dir hier vorstellen, ist es gar nicht so schwer. Mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung klappt der Aufbau mit quasi jedem Einkommen:
Bestimme dein Budget
Erfasse in einem ersten Schritt, welches Budget dir monatlich realistischerweise zur Verfügung steht. Nur, wenn dir klar ist, wie viel Geld dir zur Verfügung steht, kannst du die Höhe des Notgroschens sowie deine möglichen Sparraten bestimmen. Dein Budget bestimmst du am besten folgendermaßen:
Dokumentiere alle deine Ausgaben über einen Zeitraum von 30 Tage hinweg – notiere wirklich alle Einnahmen und Ausgaben!
Unterteile deine monatlichen Kosten in fixe und variablen Ausgaben. Fixkosten sind die Ausgaben, deren Höhe du nicht beeinflussen kannst (Miete, Versicherungen wie Kfz-Versicherung etc.) Variable Ausgaben hingegen sind solche, deren Höhe du selbst beeinflussen kannst. Hierzu zählen etwa Einkäufe, Freizeitaktivitäten oder Abos.
Das Dokumentieren deiner Ausgaben und die Bestimmung deiner fixen und variablen Kosten ist dir zu aufwändig? Kein Problem: der bonify Finanzmanager übernimmt das für dich!
Lege deine Sparrate fest
Hast du deine fixen und variablen Kosten bestimmt, kannst du festlegen, welchen Prozentsatz deiner variablen Kosten du monatlich zur Bildung deines Notfallfonds verwenden möchtest.
Verdienst du monatlich beispielsweise 3.000 Euro und hast Fixkosten in Höhe von 2.000 Euro, hast du 1.000 Euro pro Monat für deine variablen Kosten übrig. Überlege, welchen Prozentsatz der 1.000 Euro du monatlich für den Notfallfonds sparen willst.
Achtung: Setzte dir hier ein realistisches Sparziel! Gibst du die 1.000 Euro aktuell jeden Monat komplett aus, ist es unrealistisch, dass du plötzlich problemlos 300 Euro zur Seite legst. Realistisch ist es, erst einmal nur 50 Euro als Rücklage für den Notfallgroschen zu behalten. Lass dich nicht entmutigen, sondern denke daran: Jede Rücklage zählt!
Passe deine Sparrate regelmäßig an
Gewöhnst du dich langsam daran, etwas Geld zu sparen? Oder hast du vielleicht sogar eine Gehaltserhöhung bekommen und damit höhere Einnahmen? Das ist die ideale Gelegenheit, um deinen Sparplan anzupassen. Versuche dabei, deine Sparrate möglichst nur positiv anzupassen – sie also zu erhöhen, statt sie zu reduzieren.
Möchtest du dich nicht mit dir selbst auf eine dauerhaft höhere Sparrate einigen, hast aber am Monatsende dennoch spontan ein paar Euro mehr auf dem Konto? Selbstverständlich kannst du auch das Geld in deinen Notfallfonds einzahlen.
Sonderzahlungen zur Seite legen
Manche Menschen haben das Glück, Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder Sonderzahlungen wie Boni von ihrem Arbeitgeber zu bekommen. Solche Zahlungen, die genau genommen nicht zu deinen fixen monatlichen Einnahmen gehören, kannst du nutzen, um sie direkt in deinen Notfallfonds einzuzahlen.
Automatisches Sparen
Gerade dann, wenn dir Sparen nicht besonders leicht fällt, solltest du es automatisieren. Das bedeutet: Überweise deine gewählte Sparrate am besten mit einem monatlichen Dauerauftrag von deinem normalen Girokonto auf dein Sparkonto. Auf diese Weise ist die Sparrate direkt „weg“ und du kommst nicht in Versuchung, zu viel auszugeben.
Feiere dich selbst!
Hast du dein Sparziel oder einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg dorthin erreicht? Denke daran, dich selbst zu belohnen und dir etwa mit einem Kino- oder Friseurbesuch selbst eine kleine Freude zu machen!
Den Notgroschen anlegen?
Deinen Notgroschen solltest du unbedingt auf einem separaten Konto – bzw. getrennt von deinem täglich genutzten Girokonto – aufbewahren. So kommst du nicht in Versuchung, das Geld auszugeben. Gleichzeitig sollte deine finanzielle Rücklage aber auch so angelegt bzw. aufbewahrt werden, dass du in einer Notsituation sofort darauf zugreifen kannst. Doch was bedeutet das? Dass du deinen Notgroschen in bar unter der Matratze deponieren solltest?
Nein, natürlich nicht. Im Gegenteil: Am besten ist dein Notgroschen bei einer Bank aufgehoben. Hier ist dein Geld sicher und kann weder gestohlen noch zerstört werden. Am besten deponiert du dein Geld auf einem Spar-, Giro- oder Tagesgeldkonto.
Diese Kontoformen haben den Vorteil, dass du jederzeit auf dein Geld zugreifen kannst, falls du es brauchst. Insbesondere bei Tagesgeld- oder Sparkonten erhältst du außerdem oft Guthabenzinsen. Das bedeutet, dass sich dein Geld sozusagen von alleine vermehrt, während die Bank es für dich aufbewahrt.
Den Notgroschen in Wertpapiere investieren?
Du möchtest das Geld in deinem Notfallfonds gewinnbringend anlegen? Das ist verständlich. Schließlich liegt das Geld im besten Fall – solange eben kein Notfall eintritt – ungenutzt auf einem separaten Konto herum. Vielleicht erhältst du ein paar Prozent Zinsen auf dein Guthaben – signifikant wird sich dein Geld allerdings nicht vermehren. Wäre es darum nicht besser, das Geld aus deinem Notfallfonds in einem Depot aufzubewahren bzw. es in Wertpapiere zu investieren?
Prinzipiell ist es keine schlechte Idee, dein Geld in Wertpapiere zu investieren. Bedenke jedoch, dass ein Depot prinzipiell dem langfristigen Vermögensaufbau dient. Du erwirtschaftest eine Rendite, indem du dein Geld etwa in globalen Aktien-ETFs, verschiedenen Einzelaktien, Fonds oder andere Wertpapiere investierst. Den Vermögensaufbau kannst du auch hier durch das monatliche Einzahlen einer festgelegten Sparrate erreichen. Echte Gewinne erzielst du meist aber nur dann, wenn du dein Geld langfristig – also für mindestens 10 Jahre – investieren kannst.
Das bedeutet: Investierst du deinen Notgroschen in Fonds, Aktien oder andere Wertpapiere, kannst du deutliche Verluste erleiden, wenn du in einem Notfall schnell auf dein Geld zugreifen musst. Passiert etwas Unvorhergesehenes, musst du deine Wertpapiere schnell verkaufen, um liquide zu sein. Hast du keine anderen Rücklagen, kann es dir passieren, dass du deine Wertpapiere zu schlechten Kursen verkaufst und so Geld verlierst. In Wertpapiere solltest du daher nur das Geld investieren, auf das du längerfristig verzichten kannst.
Wann auf den Notgroschen zurückgreifen?
Du denkst an nichts Böses – und plötzlich gibt der Fernseher den Geist auf oder es flattert eine Steuernachzahlung ins Haus! Diese Situationen sind zwar alles andere als schön, dennoch aber wie gemacht dafür, um auf deinen Notgroschen zuzugreifen.
Dein Notfallfonds ist nämlich genau dafür vorgesehen, dich zu entlasten, wenn du schnell Geld benötigst. Er soll dich davor bewahren, den Dispokredit in Anspruch nehmen zu müssen oder auf laufende Anlagen zuzugreifen.
Klar sollte natürlich auch sein: Hast du genügend Geld auf dem Girokonto, um für unerwartete Kosten aufzukommen, solltest du deinen Notfallfonds selbstverständlich unangetastet lassen. Der nächste Notfall kommt bestimmt und einmal angebrochen musst du den Fonds selbstverständlich wieder aus deinem laufenden, monatlichen Einkommen aufstocken.