Der Internationale Weltfrauentag 2024 und Frausein: Alles über Finanzen und Freiheiten.
Es gibt ihn seit über hundert Jahren, und der Name ist eigentlich auch recht einfach zu verstehen. Dennoch wissen viele Leute nicht genau woher er kommt und warum es ihn gibt. Die Rede ist vom Internationalen Weltfrauentag. Alles rund um das Thema hier und ein paar spannende Infos zum Thema Frausein aktuell findest du hier.
Das Wichtigste in Kürze:
Der Weltfrauentag wird jedes Jahr am 8. März gefeiert
Das Ziel ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen
Weltweit finden Kundegebungen und Demos zum Anlass statt
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Was ist der Weltfrauentag?
Der Internationale Frauentag (englisch International Women’s Day, oder IWD), Frauenkampftag oder einfach Weltfrauentag wird jährlich am 8. März gefeiert. Es gibt ihn seit vor dem Ersten Weltkrieg zum Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen, das Wahlrecht der Frauen und die Emanzipation der Arbeiterinnen. Offiziell fand er erstmals am 19. März 1911 statt, zehn Jähre später wurde das Datum dann auf den 8. März gelegt. Mehr dazu gleich.
Das diesjährige Motto und seine Bedeutung
„Invest in women: Accelerate progress“. Zu Deutsch: „Investieren Sie in Frauen: Beschleunigen Sie Fortschritt.“
Das ist das diesjährige Motto der UN. Also quasi der „Frauensektor“ der Vereinten Nationen. Ziel ist es, wohl, mit mutigen Ideen und internationaler Perspektive auf eine gerechtere Welt zuzuarbeiten. Denn laut der UN gibt es diese noch nicht und die Entwicklung dahin ist auch so langsam, dass wahre Gleichberechtigung noch nicht einmal in 2 Generationen erreicht sein wird. Bisschen trist, die Aussicht.
Sie erläutern auf der Webseite: In einer Welt, die von mehreren Krisen bedroht wird und die Gemeinschaften enorm unter Druck setzt, ist die Verwirklichung der Geschlechtergleichstellung wichtiger denn je. Die Sicherung der Rechte von Frauen und Mädchen in allen Lebensbereichen ist der einzige Weg, um florierende und gerechte Wirtschaftssysteme sowie einen gesunden Planeten für zukünftige Generationen zu gewährleisten.
Eine der zentralen Herausforderungen bei der Erreichung der Geschlechtergleichstellung bis 2030 besteht in einem alarmierenden Mangel an Finanzmitteln, mit einem erschreckenden jährlichen Defizit von 360 Milliarden US-Dollar bei den Ausgaben für Maßnahmen zur Geschlechtergleichstellung.
Die Zeit für Veränderung ist jetzt! Schließen Sie sich uns am 8. März 2024 zum Internationalen Frauentag an, wenn wir uns hinter den Aufruf Investieren Sie in Frauen: Beschleunigen Sie den Fortschritt stellen.
Diese fünf Punkte haben sie ebenfalls ausgearbeitet. Schauen wir sie und doch mal gemeinsam an:
Investitionen in Frauen: Eine Menschenrechtsangelegenheit.
Die Gleichberechtigung der Geschlechter bleibt, auch im Jahr 2024, die größte Herausforderung für Menschenrechte. In Frauen zu investieren und inklusive Umgebungen zu schaffen, soll uns an dieser Front wieder bringen. Fortschritt für Frauen ist Fortschritt für alle.
Armut abschaffen
Unter anderem durch Covid, geopolitische Konflikte, Klimakatastrophen und durch wirtschaftliche Faktoren sind nochmal 75 Millionen Menschen mehr von Armut betroffen seit 2020. Das könnte dazu führen, dass bis 2030 mehr als 342 Millionen Frauen unter der Armutsgrenze sind. Wir müssen also sofort handeln.
Umsetzung geschlechtsspezifischer Finanzierung
Aufgrund von steigenden Sprit- und Essenskosten, ist davon auszugehen, dass bis 2025 75 Prozent der Länder öffentliche Ausgaben einschränken werden. Sparmaßnahmen wirken sich negativ auf Frauen aus und verdrängen öffentliche Ausgaben für wesentliche öffentliche Dienstleistungen und sozialen Schutz.
Übergang zu einer grünen Wirtschaft und Pflegegesellschaft
Das aktuelle Wirtschaftssystem verschärft Armut, Ungleichheit und Umweltzerstörung. Darunter werden Frauen und Randgruppen am meisten leiden. Befürworter alternativer Wirtschaftsmodelle schlagen einen Übergang zu einer grünen Wirtschaft und Pflegegesellschaft vor, die die Stimmen der Frauen verstärkt.
Unterstützung für feministische Veränderungsmacher
Feministische Organisationen setzen sich an vorderster Front dafür ein, die Armut und Ungleichheit von Frauen zu bekämpfen. Allerdings sind sie finanziell stark eingeschränkt und erhalten lediglich einen bescheidenen Anteil von 0,13 Prozent der gesamten offiziellen Entwicklungshilfe.
Bei der ver.di Frauen bei uns in Deutschland gibt es ein anderes Motto, und zwar: Frauen wählen!
Denn hierzulande dreht sich dieses Jahr alles um die Europawahl.
Veranstaltungen am Frauentag
Frauen*kampftag 2024: Teil der feministischen Bewegung, kritisieren sie patriarchale Strukturen und eine zu profitorientierte Gesellschaft.
Was: Frauen*kampftag 2024
Wann: 8. März 2024
Wann genau: Noch nicht bekannt
Wo: Noch nicht bekannt
Rosen für Clara: Das FrauenNetz Marzahn-Hellersdorf legt seit mehr als 20 Jahren Blumen am Clara-Zetkin-Denkmal nieder. Außerdem soll es Reden von Politikern und Aktivisten geben. Was:
Was: Rosen für Clara 2024
Wann: Noch nicht bekannt
Wann genau: Noch nicht bekannt
Wo: Clara Zetkin Denkmal
Purple Ride: Eine feministische Frauen*Fahrrad Demonstration. Gefordert wird echte Chancengleichheit unabhängig von Geschlecht und Geschlechtsidentität.
Was: Purple Ride - Feministische Frauen*Fahrrad Demo
Wann: Noch nicht bekannt
Start: Noch nicht bekannt
Wo: Mariannenplatz (Feuerwehrbrunnen) bis Leopoldplatz
Weitere honorable Mentions zu Veranstaltungen am Frauentag:
Jenseits von Nelken und Pralinen-Festival im Gretchen.
Kostenloser Eintritt im Haus Natur und Umwelt
Hidden Stars: Wie Frauen die Sterne entdeckten im Zeiss-Großplanetarium
Woher kommt überhaupt der Weltfrauentag? Meilensteine der Geschichte
Der Weltfrauentag verfolgte eigentlich schon immer das gleiche Ziel: Es geht um die Gleichberechtigung und Unabhängigkeit der Frauen.
Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden die Arbeiterinnenbewegungen sowohl in den USA als auch in Deutschland immer lauter. Sie kämpften für ihre Gleichberechtigung. Sie wollten wählen dürfen, höhere Löhne und nach Möglichkeit keine Diskriminierung mehr erfahren.
1910: Käte Duncker und Clara Zetkin stellen Antrag für einen Frauentag
Wichtige Namen sind an der Stelle Clara Zetkin und Käte Duncker. Denn sie stellten auf der Zweiten Internationalen sozialistischen Frauenkonferenz 1910 den ersten Antrag für einen Frauentag. So wurde der jährliche Frauentag ins Leben gerufen. Die Hauptforderung war damals das Wahlrecht für Frauen.
Die Idee dazu kam allerdings aus den Staaten. Dort hatten die Damen der Sozialistischen Partei Amerikas 1908 ein nationales Frauenkomitee gegründet und einen besonderen Kampftag für das Stimmrecht von uns Frauen organisieren wollen. Das hatte den allerersten Frauenkampftag (28. Februar 1909) in den USA zur Folge. Hier demonstrierten Sozialistinnen und Suffragetten, also bürgerliche Frauenrechtlerinnen, Seite an Seite. Die Idee diese Art des Protestes zu wiederholen war geboren. Es kam also im folgenden Jahr auch zu Demonstrationen für das Stimmrecht in Nordamerika. So brauchte die US-Amerikanerin May Wood Simmons die Idee nach Kopenhagen, wo sie dann von Clara Zetkin und Käte Duncker beim Treffen forciert wurde.
Der Beschluss sah so aus:
„Im Einvernehmen mit den klassenbewussten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient. […] Der Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten.“
19. März 1911: Erster Weltfrauentag :)
So kam es am 19. März 1911 zum ersten Weltfrauentag. Vor mittlerweile über 100 Jahren gingen Frauen in Deutschland, Österreich-Ungarn, den USA und Dänemark auf die Straßen und demonstrierten für Wahlrecht, Mindestlöhne, bessere Arbeitsbedingungen und auch die Schwächung der jeweiligen Abtreibungsgesetze. In den folgenden Jahren folgten andere Länder.
Die Wahl des 19. März war nicht zufällig, eher sollte sie den revolutionären Charakter der Veranstaltung unterstreichen. Am Vortag, dem 18. März war der Gedenktag für die Gefallenen der Märzrevolution 1848. Im März hatte auch die Pariser Kommune 1871 stattgefunden und schien März allen der beste Zeitpunkt zu sein.
Während des 1. Weltkriegs
Der Frauentag würde weitergeführt, hatte aber einen etwas anderen Fokus. Er wurde mehr zu einem Aktionstag gegen den Krieg, als dass es um das Wahlrecht der Frauen ging. Das kommt aber mitunter nicht besonders gut an und die Demonstrationen waren Repressionen ausgesetzt. Die sogenannte Burgfriedenspolitik wollte keine innenpolitischen Konflikte mehr. So wurde der eigentliche Frauentag illegal und wurde als eine Art Propagandatag weitergeführt: „obgleich die sozialdemokratischen Parteiführungen in Deutschland und Österreich dabei blieben, die Frauen sollten sich auf Festveranstaltungen auf die im Rahmen der „gegebenen Rechtszustände“ zugelassenen Themen beschränken“.
1917: „Rote Woche“ und Februarrevolution
Sozialisten, enttäuscht über die Unterstützung des Krieges, gründen die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). Diese beschlossen, den Frauentag in Form der „Roten Woche“ von 5. bis 12. Mai 1917 weiterzuführen. Im folgenden Jahr wurde der Frauentag am 100. Geburtstag von Karl Marx, dem 5. Mai 1918 gefeiert.
12. 11. 1918: Das Wahlrecht für Frauen in Deutschland
Endlich war es so weit. Die provisorische Reichsregierung, das waren Mitglieder des Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und USPD-Mitglieder, räumten den Frauen das freie, geheime, aktive und passive Wahlrecht ab 20 ein! Die Vorkriegsforderung des Frauentages war erfüllt!
1921: Festlegung auf den 8. März.
1917 passierte noch etwas sehr Wichtiges. Am 8. März 1917 streikten in Petrograd die Bewohnerinnen der armen Stadtviertel. Es waren Ehefrauen von Soldaten, Arbeiterinnen und neuerdings auch Bäuerinnen. Dem Streik schlossen sich dann die Arbeiter der Putilow-Werke, dem wichtigsten Rüstungsbetriebe, an. Sie lösten so die Februarrevolution aus (Februar, weil laut dem in Russland genutzten julianischen Kalender war es der 23. Februar).
Zu Ehren der Frauen, die die Lawine ins Rollen gebracht haben, wurde auf der Zweiten internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau der 8. März als internationaler Gedenktag erkoren.
Bis 1933: Neue Forderungen während der Weimarer Republik
In der Weimarer Republik brauchte der Weltfrauentag neue Ziele, denn das Wahlrecht gab es ja inzwischen.
Da die SPD und KPD (Kommunistischen Partei Deutschlands) sich trennten, gab es dann auch zwei Frauentage. Clara Zetkin war Mitglied der KPD und kündigte den bisherigen Frauentag als Agitationstag für sozialistische Frauen an.
So begannen die Sozialdemokratinnen quasi von vorne. Sie stellten auf der 7. Frauenkonferenz einen neuen Antrag für einen Frauentag. Der wurde angelehnt und als sie es im Jahr darauf nochmal versuchten, passierte das Gleiche.
Erst 1923, als USPD und SPD sich vereinten, wurde der Frauentag wieder genehmigt.
1926 kam es dann zur Umsetzung des Beschlusses. So hatte die Weimarer Republik ganze zwei Frauentage. Einen kommunistischen am 8. März und Sozialdemokratischen ohne fixes Datum.
Gefordert wurden Arbeitsverkürzungen ohne Lohnabschläge, den legalen Schwangerschaftsabbruch, eine regelmäßige Schulspeisung und niedrigere Lebensmittelpreise.
1933 - 1945 während des Nationalsozialismus
Da die Idee mit dem Frauentag ja von den Sozialisten kam, war es natürlich während dieser Zeit ein absolutes No-Go. Der Frauentag wurde verboten. Stattdessen wurde der Muttertag eingeführt. Das entspricht auch eher dem nationalsozialistischen Gedankengut, der Muttersein zum Ideal und Ziel jeder Frau erklären wollte. Erstmal wurde dieser Tag dann auch auf den Rang eines Feiertages erhoben. Dieser wurde aber privat in den eigenen vier Wänden gefeiert und nicht auf der Straße per Demo. Wer trotzdem den 8. März feierte, outete sich als Rebell und gegebenenfalls auch als Mitglied sozialistischer Untergrundverbindungen. Viele hingen als Erkennungsmerkmal rote Gegenstände an die Wäscheleine.
1946 - 1990 Kalter Krieg und danach
Das geteilte Deutschland ging sehr unterschiedlich mit dem Frauentag um. Wenig überraschend, gegeben seines sozialistischen Ursprungs, führte die sowjetische Besatzungszone den Internationalen Frauentag am 8. März wieder ein. Allerdings hatte er einen sehr formellen, veranstaltungsartigen Charakter, erst in den 80ern gestaltete sich das Ganze dann etwas ungezwungener. Vor allem in der Arbeitswelt etablierte sich der Frauentag zu dieser Zeit. Männliche Kollegen überreichten den Damen entweder eine rote Rose oder eine Nelke und gratulierten höflich zum Frauentag.
In Westdeutschland feierten die Sozialdemokratinnen zwar seit 1948 brav den Frauentag, aber er verlor allmählich an Bedeutung. Im Vordergrund standen hier Themen wie Frieden und der Kämpft gegen die Wiederbewaffnung. Die Veranstaltungen waren terminlich immer irgendwo zwischen Februar und Mai. Erst mit der Frauenbewegung Ende der 60er Jahre gewann der 8. März wieder an Anerkennung. Gleichzeitig wurde die Feierpraxis in der DDR verspottet, denn es handle sich ja eher um eine Art sozialistischen Muttertag.
Ab 1990
Nach der Wiedervereinigung wurde der Frauentag zum ersten Mal seit langen nicht mehr zweckentfremdet und es ging wieder um das Voranbringen der Frauen. Es setzte sich der 8. März durch.
1994 erlebte der Frauentag mit dem FrauenStreikTag eine Art politisches Revival. Seit dem sind Demonstrationen am 8. März keine Seltenheit mehr, aber auch Vorträge und Feiern gibt es oft. Trotzdem ist gerade im Osten der Brauch geblieben, dass Chefs ihren Mitarbeiterinnen zum Frauentag gratulieren.
An den 2010ern
2018 betont die Bundesfrauenministerin Katarina Barley, dass Frauenrechte Menschenrechte sind und feiert das 100-jährige Frauenwahlrecht.
2019 setzt sich Franziska Gipffey für gleichwertige Geschlechterquoten im Abgeordnetenhaus und auf Wahllisten ein. Im Land Berlin wird der 8. März als gesetzlicher Feiertag festgelegt.
2020 wird als Gleichstellungsjahr betitelt. Erstmals in der Geschichte der BRD ist eine Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter veranlasst worden. Am Frauentag findet eine Demonstration mit 10.000 Teilnehmenden statt.
2021 fordert Giffey in ihrer Ansprache, dass Frauen sichtbarer werden müssen. Sie setzt sich auch für mehr Frauen in Führungspositionen für mehr Männer in sozialen Berufen und für Entgeltgleichheit ein.
Frauen und Wirtschaft
Gender-Pay-Gap: Schlechter bezahlt, und generell ärmer
De jure sind Frauen gleichgestellt, de facto gibt es aber noch strukturelle Benachteiligungen. Der sogenannte Gender-Pay-Gap ist 2021 leicht zurückgegangen, nämlich von 23 % auf 18 %. Diese Kluft ist vor allem im Westdeutschland zu sehen. Während im Westen die Frauen 19 % weniger verdienten, waren es im Osten nur 6 %.
Warum ist das so? Der Hauptgrund mag sein, dass Frauen in schlechter bezahlten Jobs arbeiten und seltener Führungspositionen haben. Selbst bei gleichen Voraussetzungen, wie Bildungsstand oder Ähnlichem, verdienen Frauen 6 % weniger als ihre männlichen Kollegen.
Auch sind Frauen, wenig überraschend, häufiger von Armut betroffen. 2019 erhielten 16,6 % aller Frauen Sozialleistungen und bei Männern waren es nur 15,2 %.
Gender-Pension-Gap
Die einzig logische Konsequenz aus einem Gender-Pay-Gap, ist die Gender-Pension-Gap. Das sind die Rentenbezüge in unterschiedlichen Höhen, die Frauen und Männer beziehen. Diese Lücke, die natürlich aus den unterschiedlichen Gehältern resultiert, kann beachtlich sein. Laut den Daten der Deutschen Rentenversicherung bekamen Frauen 2018 durchschnittlich 622 € Rente und Männer 1095 €. Das sind satte 473 € monatlich weniger.
Die Quote der Frauen in Spitzenjobs
Frauen sind in systemrelevanten Berufen überrepräsentiert, aber das Gegenteil gilt für die Führungsetagen.
In den 200 größten deutschen Unternehmen sind nur 13,4 % Frauen im Vorstand. Im Juli 2021 wurde daraufhin einem Gesetzesentwurf zugestimmt, laut welchem in den Vorständen von börsenorientierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als 3 Mitgliedern mindestens eine Frau sein muss. Zudem halten sich viele Aufsichtsräte großer Unternehmen seit 2016 an eine 30 % Frauenquote bei Neubesetzungen. 2021 sind 46,8 % aller Erwerbstätigen Frauen und bei Führungskräften, Aufsichts- und Verwaltungsräten sind es immerhin schon 29,2 %. Nicht schlecht, oder?
Auch im akademischen Bereich geht es voran: Bei den Professuren und Lehrstühlen lag der Anteil der Frauen ebenfalls bei einem Drittel.
Frauen in politischen Ämtern
Es kommt sicherlich wenig überraschend, dass auch hier Frauen unterrepräsentiert sind. Ja, trotz 16 Jahre Merkel ;) In 2021 standen in 193 UN-Staaten nur an 22 Frauen an der Spitze.
Auch im Bundestag sind nur ein Drittel der Sitze von Frauen besetzt. Weltweit sieht es da noch ein Ticken schlechter aus: hier zählen wir nur ein Viertel Frauen in Parlamenten.
Im EU-Parlament sind aber seit 2019 vier von zehn Abgeordneten weiblich.
Schulden und Kredite
2019 sind 2,7 Millionen Frauen überschuldet und nachhaltig zahlungsgestört, laut dem SchuldnerAtlas Deutschland. Das sind 7,65 %. Zum Vergleich: 2004 waren es nur 6,09 %. Trotzdem haben es die Frauen hier ausnahmsweise mal besser als die Männer, dort sind es nämlich 4,22 Millionen überschuldete.
2018 kommen 0,25 % auf jede Frau und 0,34 % Kredite auf jeden Mann. Ist das, weil Männer eher Kredite abschließen oder eher weil sie sie leichter bekommen mit ihrem höheren Einkommen? Schwer zu sagen.
Allerdings zahlen Frauen im Durchschnitt höhere Zinsen für Kredite. Bei bonify hatten die Männer durchschnittlich 4,89 % Zinsen, die Frauen hingegen 5,1 %. Auch die Raten sind unterschiedlich, bei Männern 215 im Monat und bei den Ladys 274.
Frauen und Geldsparen
Laut dem Bankenverband sparen Frauen weniger als Männer. Nicht zuletzt deshalb, weil sie einfach nicht genug beiseitelegen können. Dazu muss ja ein gewisses Plus an Einkünften da sein.
Wo ein Drittel der Männer 200 € monatlich beiseitelegen können, tun das nur 20 % aller Frauen.
Bei 500 € im Monat sind es sogar doppelt so viele Männer (12 %) wie Frauen (6 %).
Auch die Gründe Geld beiseite zu legen sind unterschiedlich. Frauen sparen zu 29 % für Notfälle, bei Männern tun dies 27 %. Keine bemerkenswerte Abweichung. Bei Motiven wie größeren Anschaffungen und Altersvorsorge sind die Prozentzahlen auch sehr ähnlich. Interessanterweise sparen 4 % der Frauen für Familien, Enkel oder Erben. Bei Männern scheint das nicht von besonderem Interesse zu sein.
Frauen an der Börse
Laut der Sparkasse würden nur 25 % der Frauen ihr Geld in Aktien oder Wertpapiere anlegen. Es sollten aber mehr tun, denn wenn sie es sich trauen, sind Frauen oft erfolgreicher und bekommen bessere Renditen als Männer.
Darüber, warum das so ist, wird viel spekuliert. Frauen seien intuitiver und weniger risikobereit, Männer handeln hingegen schneller und kennen sich besser aus, zumindest laut eigenen Aussagen ;) Das teilten sie nämlich der Union Investment in einer Umfrage mit.
Gerade mal 12 % der Anleger in Aktien, Aktienfonds und aktienbasierte ETFs in 2021 sind Frauen.
Warum ist das so?
Die Skepsis von Frauen gegenüber dem Geldmarkt hat viele Gründe. Es sind aber primär diese 4:
Mangelndes Finanzwissen und eine Skepsis gegenüber der Finanzwelt
Unzureichendes Einkommen
Erhöhtes Risikobewusstsein
Fehlendes Vertrauen
Reproduktive Rechte von Frauen
So wie sie 1994 von den Vereinten Nationen formuliert wurden, werden die reproduktiven Rechte von Frauen in vielen Länder noch nicht geachtet. Dazu gehören etwa das Recht auf ein selbstbestimmtes Sexualleben, der Zugang zu sicheren und effektiven Verhütungsmitteln und gute pränatale Pflege und adäquate Betreuung der Geburt.
Daraus resultieren ungewollte Schwangerschaften, eine hohe Muttersterblichkeit und auch hohe Infektionsraten von Geschlechtskrankheiten.
Allerdings sind wir auch hier eher auf dem Weg der Besserung. Die Muttersterblichkeit sinkt zum Beispiel stetig. Auch die Pflege von Schwangeren ist in Deutschland gut.
Und wusstest du, dass die Krankenkasse die Pille bei jungen Frauen bis 22 übernehmen?
Gewalt an Frauen
Wenn man dem UN-Generalsekretär Guterres Glauben schenken darf, dann ist Frauenhandel und die Tötung neugeborener Mädchen häufiger, als einem lieb wäre.
An Genitalverstümmelung leiden laut Vereinten Nationen mindestens 200 Millionen Frauen weltweit, und jedes Jahr droht 4 Millionen jungen Mädchen das gleiche Schicksal.
Gut, dass dieser Brauch in Deutschland nicht verbreitet ist. Dabei sind wir aber alles andere als fehlerfrei. Laut Angaben des Bundesministeriums wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer sexualisierter oder physischer Gewalt. Es kann Frauen aus allen Schichten betreffen, und nicht selten ist der Partner oder der Ex der Täter.
Corona löst eine andere Art von Seuche aus Die Situation mit der Gewalt an Frauen spitzt sich während der Pandemie dramatisch zu. So wurden 2020 148.031 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Das sind stolze 6000 mehr als noch im Jahr zuvor. Davon waren mehr als 4/5 Frauen. Allerdings vermutet das Bundesministerium, dass die Dunkelziffer noch wesentlich höher sein dürfte.
Eine repräsentative Umfrage der TU München stehlt fest, dass während den strengen Kontaktbeschränkungen 3 % aller Frauen in Deutschland häusliche Gewalt erfahren mussten. 3,6 % wurden vergewaltigt und 3,8 % haben sich bedroht gefühlt. Allerdings ist davon auszugehen, dass auch hier die Dunkelziffer deutlich höher sein dürfte. Opferhilfen wie der Weiße Ring bestätigen den Anstieg der Vorfälle häuslicher Gewalt in den Jahren 2020 und 2021. Auch in anderen Länder spiegelt sich dieser traurige Trend wider.
Frauen und Technologie
Um nochmal auf das diesjährige Motto des Weltfrauentages “DigitALL: Innovation and technology for gender equality” zurückzukommen, können wir uns ja mal ein paar Informationen anschauen, die der Grund für dieses Motto sind.
Laut UN Women sind nur 22 % der Menschen, die an künstlicher Intelligenz arbeiten, Frauen. Das ist vielleicht auch der Grund, warum eine globale Analyse von 133 KI-Systemen festgestellt hat, dass bei 44,2 % geschlechtsspezifische Vorurteile vermerkt werden.
Stolze 73 % der Journalistinnen aus 125 Länder hatten online Gewalt erfahren, bezüglich ihrer Arbeit.
Die UN Women schreibt, dass das volle Potenzial der Technologie nur erreicht werden kann, wenn Frauen in der Branche nicht mehr unterrepräsentiert und unterbezahlt sind. Die unverhältnismäßige Cybergewalt stellt auch ein Problem dar, denn sie zwingt Frauen oft in andere Berufe oder in Hintergrundrollen.
Anderseits öffnet Technologie auch viele Türen. Von geschlechtsspezifischem digitalen Lernen bis hin zu technologiegestützter sexueller und reproduktiver Gesundheitsversorgung bietet das digitale Zeitalter eine beispiellose Gelegenheit, alle Formen von Unterschieden und Ungleichheiten zu beseitigen.
Fazit
Ich glaube, uns ist allen klar, dass der Frauentag noch gebraucht wird. Denn ganz gleichberechtigt sind wir ja noch nicht. Aber das Bewusstsein ist da und der Stein ist schon ins Rollen gebracht. Ich bin optimistisch und du kannst und solltest es auch sein :)
Schönen Weltfrauentag!